SWR3 Gedanken

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„Ich hab für dich gebetet.“ Mich freut, wenn jemand das zu mir sagt und es auch tut. Für mich beten. Obwohl – ein bisschen peinlich ist mir das schon. Das hat ja Gewicht. Das ist mehr als nur „ich hab an dich gedacht.“

Als Jesus zum letzten Mal mit seinen Freunden zusammen ist, sagt er das zu Petrus.
„Ich hab für dich gebetet.“ Da sind sie alle grade dabei, miteinander auf die Zukunft anzustoßen. Die gar nicht rosig aussieht. Weil die Soldaten schon hinter Jesus her sind. Weil sie als seine Sympathisanten gelten und als gefährlich eingestuft werden.

Aber wir werden das schon schaffen, sagen die Jünger, wir sind ja stark. Und dann packen sie alle ihre guten Vorsätze aus. „Wie ein Fels in der Brandung werd ich dastehen, wenn es dicke kommt!“ sagt Petrus. Und Jesus sagt ihm: „Für dich hab ich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört.“
Jesus weiß, dass das mit den Vorsätzen so lang gut geht, wie es nichts kostet. Wenn aber die Tür aufgeht, wenn man um sein Leben, um seine Existenz Angst haben muss, dann sieht die Welt schon anders aus. Dann schrumpft man mit seinen guten Vorsätzen schnell auf ein Häuflein Elend zusammen.
Und deshalb sagt Jesus zu Petrus: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört.“

Heute geht es in den Gottesdiensten landauf landab ums Beten. Das ist eine starke Kraft. Eine, die weiter trägt als die guten Vorsätze.

Wenn jemand für mich betet, dann fühle ich mich wie ein Vogel, der Wind unter die Flügel bekommt. Ich muss zwar immer noch heftig flattern, aber ich werde getragen von einer Kraft, die mich nach oben bringt, nach vorne, raus aus dem Kreisen um mich und meine Probleme.

„Ich hab für dich gebetet.“ Mich beflügelt das. Und ich weiß, dass ich auch Andere mit meinem Gebet beflügeln kann. Und von den guten Vorsätzen ein bisschen entlasten. Und außerdem ist es mir auch nur ein bisschen peinlich.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6033
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