SWR2 Wort zum Tag

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Charles Darwin. Viel wurde schon gesagt und geschrieben über den wohl bedeutendsten Naturforscher der Wissenschaftsgeschichte. Und auch für den religiösen Menschen haben die Erkenntnisse seiner Forschung eine besondere Bedeutung. Seit er im 19. Jahrhundert die moderne Evolutionstheorie begründet hat, steht nämlich tonnenschwer die Frage im Raum: Wenn es stimmt, dass die Arten sich in der langen Kette der Evolution entwickelt haben, was ist dann mit den Schöpfungsgeschichten der Bibel? Mit der Erschaffung der Welt in sieben Tagen? Und mit der Geschichte von Adam und Eva im Paradies?
Im Religionsunterricht in der Schule, bei kritischen Fragen von Jugendlichen und Erwachsenen, bei Diskussionen um Naturwissenschaft und Glaube: Immer scheint es darum zu gehen, dass entweder die Bibel recht hat oder Charles Darwin. Das eine scheint das andere auszuschließen.
Ein scheinbar unüberwindbarer Widerspruch wird da aufgebaut. Da sind auf der einen Seite die, die glauben, nur die moderne Wissenschaft könnte irgend etwas wahres und richtiges sagen. Auf der anderen Seite die, die behaupten, wir müssten die biblischen Texte wortwörtlich so auffassen, als seien sie wissenschaftliche Artikel.
Wer diesen Gegensatz auflösen will, muss genauer hinsehen: Die biblischen Texte zur Schöpfung sind nämlich keine Berichte. Zum Beispiel die Erschaffung der Welt in sieben Tagen. Das ist ein poetischer Text. Ein Gedicht oder Lied, das besingt, wie Gott alles so herrlich gemacht und geformt hat.
Die Verfasser dieses Schöpfungsliedes konnten und wollten keine historische Abhandlung schreiben. Und die Evolutionstheorie Darwins kannten sie natürlich noch nicht. Darwin hat circa 2500 Jahre später gelebt.
Ich glaube daran, dass Gott die Welt erschaffen hat. Aber eben so, wie wir moderne Menschen es heute wissen. Er hat durch die vielen Erdzeitalter hindurch gewirkt und die Arten so entstehen lassen, wie Darwin das später erforscht hat.
Ich muss nicht die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft leugnen, um ein gläubiger Mensch zu sein. Vielmehr darf ich staunen über alles, was mir in der Natur begegnet, und ich kann darin Gottes Werk erkennen. Und auch die Wissenschaft kann mich das Staunen lehren. Gar nicht wenige Wissenschaftler staunen selber über das, was ihre Forschungen zutage bringen. Es lohnt also, die scheinbaren Gegensätze aufzulösen und miteinander zu reden. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5991
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