SWR2 Wort zum Tag

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Das Glaubensbekenntnis der Christen hat seinen Ort im Gottesdienst, im Singen und Beten einer Gemeinde. Es ist also nicht eine Sammlung von Sätzen über den Glauben, die ein einzelner für sich liest oder spricht, sondern Teil des gemeinsamen Betens und Bittens, ein sich Ausstrecken nach dem Glauben, das Festhalten daran, in Kenntnis der Einwände, die dagegen sprechen.
Im Gottesdienst singen und beten Christen gemeinsam das Glaubensbekenntnis. Darin kommt zum Ausdruck: Wer glauben möchte, braucht die anderen. Da wollen einzelne glauben – an Gott, der den Menschen geschaffen und mit einer unzerstörbaren Würde ausgestattet hat; an Jesus Christus, den Gesandten seiner Liebe; an den heiligen Geist Gottes, der wirkt, wo er will, und der Hoffnung schenkt, die auch der Tod nicht zerstört. Wer diesen Glauben kennenlernen und leben will, der braucht dazu „den Glauben seiner Geschwister“. „Man lernt seinen Glauben, seine Lebenshoffnungen und das Vertrauen auf die Güte des Lebens“ – so der Theologe Fulbert Steffensky – „indem man nachsprechen lernt, was man selbst vielleicht erst halb glauben kann. … Die Träume von der Güte des Lebens und von der Gerechtigkeit verwelken, wo sie nicht ernährt werden durch mehr als durch die einsame Kraft und Phantasie des Individuums. … Man braucht nicht an der eigenen Dürftigkeit zu verhungern; das heißt (es), eine Tradition zu haben und Geschwister zu haben.“
Der so spricht, ist kein naiver Idealist. Er weiß, dass die Kirche ‚den Glauben bergen, dass sie ihn aber auch ersticken kann’ – so sagt Steffensky an anderer Stelle. Gerade darum aber lädt er ein, die Kirche nicht nur als Institution zu sehen mit ihren Ansprüchen, als eine Größe, die dem einzelnen gleichsam gegenübersteht. Er lädt ein, die Kirche stattdessen als den offenen Raum zu sehen, in dem der einzelne in Freiheit seinen Geschwistern im Glauben begegnet. Sie sind genauso unterwegs, mit ihren Gewissheiten und Zweifeln, ihrer Entschiedenheit und ihrem Zögern, sie wenden sich Gott zu und beten zu ihm, und zeitweise tun sie es nicht, sie sind stumm geworden, vielleicht weil ihnen das Leben die Stimme verschlagen hat.
„Ich bin mir selber nicht genug, das lernt man langsam im Leben. … Ich kann mir Stimme leihen, bei denen, die mehr Sprache haben“, empfiehlt Steffensky.
Darum singen und beten Menschen gemeinsam in den Gottesdiensten – immer wieder auch das Bekenntnis ihres Glaubens.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5979
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