Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ein letztes Mal diese Woche zum Ehrenamt:
Das verliert ja deshalb so dramatisch an Charme und Anziehungskraft, glaube ich, weil sich hartnäckig das Gerücht hält, einmal Ehrenamt, immer Ehrenamt.
Wer einmal damit Anfängt; kommt da nie mehr raus.
In der Kirche ist es in der Tat oft so, Da haben wir die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so unheimlich lieb, dass denen dabei unheimlich wird.
Und dann trauen sie sich gar nicht erst, anzufangen mit dem Aufhören.
Christlich ist das nicht. Und biblisch schon gar nicht.
Jeder Mensch hat das Recht, was anzufangen, um irgendwann wieder damit aufzuhören.
Und das mit gutem Gewissen.
Musterbeispiel dafür ist der barmherzige Samariter.
Die Geschichte ist weltberühmt.
Jesus hat sie erzählt, als jemand ihn gefragt hat, wer der Nächste sei, der Nächste bitte, den man lieben soll, wie sich und Gott und so weiter.
Die Frage war und ist kompliziert, Jesu Antwort ist es gar nicht.
Die ist super einfach und total verblüffend.
Der Samariter wird ja seit Generationen als Musterbeispiel zitiert für den, der alles gibt und der sich aufopfert und dem nicht zu viel ist.
Aber das steht so gar nicht da.
Jesus erzählt von dem lebensgefährlichen Leben, wenn man zum Beispiel unterwegs ist von Jerusalem nach Jericho.
Da kommt es vor, dass man unter die Räder kommt, den Räubern in die Hände fällt, ausgeraubt und geschlagen wird.
Bis heute ist das so. Überall in der Welt.
Jesus ist da ganz realistisch.
Noch realistischer ist er dann, als er sagt dass zwei fromme Leute, die sozusagen zum Bodenpersonal des lieben Gottes gehören, kommen, sehen, was Sache ist und einfach weitergehen.
Auch das passiert.
Und jetzt also kommt der Modellathlet eines Ehrenamtlichen.
Es ist ein Mann aus Samarien, ein ausländischer Zeitgenosse also, andere Kultur, andere Religion, kurzum:
einer, dem man nicht so recht trauen kann.
Und ausgerechnet der, zeigt jetzt wies es geht, wenn es gut geht.
Unser Ehrenamtsathlet kommt vorbei, sieht hin, packt zu, versorgt so gut er kann, nimmt den Verletzten mit auf seinem Esel, geht mit ihm seinen Weg weiter, und als er an einem Gasthaus vorbeikommt liefert er dort den Verletzten ab, rechnet damit, dass die Sache auch Geld kostet, und dass das Geld, das er dalässt womöglich nicht ganz reicht, verspricht also, den Rest zu zahlen, wenn er mal wieder zurückkommt.
Und macht dann wieder allein sein Ding.
Das ist ein Ehrenamt, das kommt und geht, Das ist auf den Punkt da, wo jemand gebraucht wird, kommt, handelt und geht seinen Weg.
Der Samariter bricht seine Reise nicht ab, er adoptiert den Verletzten nicht, er schult nicht um und wird zum Rettungssanitäter und er geht auch nicht jeden Tag einmal zwischen Jericho und Jerusalem hin und her, um alle unter die Räuber Gefallenen dieser Welt zu retten. Das alles macht er nicht.
Er ist beeindruckend kurz angebunden, begrenzt zuständig, schnell fertig. Ehrenamt im Vorübergehen, das gibt es auch.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5977
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