SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Pilzbefall, eingewachsene Nägel und Fehlbildungen der Zehen. Keine schönen Füsse. Ist ja auch kein Wunder. Ralf geht immer zu Fuss. Er ist obdachlos. Und dann kniet sich plötzlich eine junge Frau vor ihn hin. 18, vielleicht 19 Jahre alt. Langes blondes Haar, sehr attraktiv. Sie zieht ihm die Schuhe aus, die Socken und fängt an mit einer Fußpflege. – kostenlos. Kein Traum, sondern ein Angebot im Pik As in Hamburg, einem Wohnheim für Obdachlose. Auszubildende in der Fußpflege können hier viel lernen und Ralf ist begeistert:
„Alle sind sehr nett und ohne Vorurteile. Ich fühle mich jetzt super und meinen Füßen geht es viel besser. Toll.“
Als Theologe muss ich natürlich sofort an die Fußwaschung durch Jesus denken. Als seine Jünger mit staubigen Füssen zum Abendessen erscheinen wäscht ihnen der Meister persönlich die Füsse. Obwohl das normalerweise Diener machten.
Und als die Jünger protestieren sagt er: „Der Sklave ist nicht größer als sein Herr, der Abgesandte nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt.“
Sich klein machen vor jemandem, der keinen Wohnsitz mehr hat. Ihm einen Dienst erweisen. Nicht von oben herab schauen, sondern sich vor ihm hinknien und ihn pflegen.
Das ist etwas vom Wichtigsten was man in seiner Ausbildung lernen kann:
dass jeder Mensch unseren Respekt verdient hat.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5941
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