SWR3 Gedanken

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Meine Pflegetochter Shakira nimmt stolz ihre kleine rosa Gießkanne und schüttet Wasser über den Strauch. „Lauri pflanzt“, sagt sie. Unsere 2jährige will damit ausdrücken, dass Lauri - der immerhin schon 6 ist – den Strauch eingepflanzt hat. „Jetzt bin ich kaputt“, stöhnt Lauri. Immerhin musste er ein ganz schön großes Loch buddeln, bis alle Wurzeln hinein passten. Zur Belohnung holt er sich jetzt eine Brezel und eine Apfelsaftschorle.
Das besondere: wir pflanzen nicht bei uns im Garten, sondern im Frankenthaler Kanalhafen.
„Unser Baum“, freut sich Shakira währenddessen. Und hat damit völlig recht, auch wenn es eine öffentliche Grünfläche ist, und der Baum nur ein Strauch. Denn er gehört uns. Wir haben den Strauch gekauft und eingepflanzt, damit unsere Stadt schöner wird.
Ich sage bewusst „unsere“ Stadt und nicht „die“ Stadt. Denn „die“ ist unpersönlich, „die“ Stadt gehört einem nicht, und was darin wächst ist etwas Fremdes. Aber wenn ich unsere Stadt sage, wird deutlich, dass der Strauch, ja eigentlich der ganze Park am Kanalhafen, ja sogar die Stadt uns gehört. Und auf unsere Sachen passen wir auf, denn an denen wollen wir uns ja freuen. Und die haben natürlich auch Geld gekostet.
Durch die Pflanzaktion haben die Kinder das erfahren dürfen.
Schade, dass es viele Menschen gibt, denen diese Erfahrung fehlt. Wie sonst gäbe es in unserer Stadt abgetretene Abfallbehälter, zerschlagene Straßenlampen, demolierte Kinderspielplätze.
Während Lauri noch an seiner Bretzel kaut freut sich Shakira immer noch: „Baum schön.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5939
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