Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Vielleicht war er ja ein Langstreckenläufer oder ist sogar Marathon gelaufen – dieser heilige Paulus, vor 2000 Jahren. Von Paulus als Läufer ist zwar im Paulusjahr wenig die Re-de, das gerade begangen wird. Aber ich muss manchmal gerade an ihn denken, wenn ich laufe – zum Beispiel am kommenden Sonntag in Mainz. Gutenbergmarathon ist da, zum zehnten Mal, und ich bin immerhin schon zum achten Mal mit der Hälfte der Strecke, mit 21 Kilometern dabei. Paulus damals jedenfalls spricht in seinen berühmten Briefen, die im Neuen Testament stehen, immer wieder vom Laufen. Er fordert seine Gemeinde auf, sich wie die Läufer im Stadion zu verhalten: Sie sollen das große Ziel, den Siegeskranz immer im Blick behalten (vgl. 1 Kor 9,24-27). Und auch sein eigenes Leben als Apostel vergleicht er mit einem Wettkampflauf: „Wenn ich nur meinen Lauf vollenden und den Dienst erfüllen kann, der mir von Jesus übertragen wurde.“ (Apg 20,24).
Das Leben ist wie ein langer Lauf. Und schon Paulus damals wusste, dass es dabei manchmal ganz schön anstrengend zugeht. Durststrecken kann es geben: Die Erschöp-fung schlägt durch, man wird müde. Die Beine wollen nicht mehr und die Seele auch nicht. Ich kenn das vom Mainzer Marathon und ich fürcht mich jedes Jahr ein bisschen davor. Vor allem auf dieser langen , geraden Strecke, die auch der Mainzer Marathon hat geht’s mir so: Jeder Schritt beginnt weh zu tun, am liebsten möchte ich einfach stehen bleiben. Und natürlich gibt’s das auch in meinem ganz normalen Leben und Alltag: Dass ich Erschöpfung spüre, in den Knochen und im Herzen. Dass es schwer fällt, weiterzuma-chen, dranzubleiben an einer Aufgabe, an meinem Weg.
Im Laufen wie im Leben tut es dann gut, wenn Leute am Wegesrand stehen, die mich anfeuern: du schaffst das! Die mir zulächeln oder mich sogar anstrahlen – und mir da-durch neue Kraft geben. Und als eine Energiereserve erlebe ich auch meinen Glauben, meinen Gott. Wenn ich mir klar mache: Da läuft einer mit. Einer ist da, der mir Kraft ge-ben will, von tief in mir drinnen: Dann läuft es tatsächlich wieder besser. Dann kann ich manch kleinen und großen Lauf vollenden. Ein bisschen eben wie der heilige Paulus damals..
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