SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken


Früher hatte es jeden Winter so viel Schnee, dass man nur mit Skiern zur Schule kam.
Und im Sommer war der Himmel wochenlang so blau, dass die Augen schmerzten.
Das behauptet zumindest mein Vater.

Früher hatte man viel mehr Zeit miteinander zu reden. Und Briefe hat man bekommen, handgeschrieben und in Schönschrift. Sagen Leute meines Alters.

Früher haben wir im Urlaub jeden Tag ein Eis gekriegt. Und wir durften den ganzen Tag auf dem Spielplatz bleiben. Sagen meine Kinder.

Klar, früher war schon immer alles besser.
Bis eben auf die kleinen Annehmlichkeiten heute, wie das Telefon, die Gleichberechtigung, die Meinungsfreiheit, die Hokkaidokürbisse, die Popmusik und das Internet.

Wenn mein Vater ins Erzählen kommt, wird klar, dass er den vielen Schnee und den blauen Sommerhimmel deshalb in so guter Erinnerung hat, weil er mit seinem besten Freund so viel Zeit im Freien verbracht hat.
Und die Wehmut angesichts der alten handgeschriebenen Briefe und der verquatschten Sonntagnachmittage mit der besten Freundin, packt unsereins ja vor allem dann, wenn mal wieder niemand Zeit hat und wir von sms und AB-Nachrichten leben.
Meinen Kindern fallen die verklärten Urlaubserinnerungen immer dann ein, wenn sie wegen des Wetters längere Zeit mit sich selber klar kommen müssen und niemanden zum Spielen haben.

Oder anders herum – auch Gleichberechtigung, Kürbisse und Popmusik wären nichts wert, wenn ich sie nicht mit anderen teilen könnte.

Gut, wenn wir jemanden um uns haben, mit dem oder der wir alles teilen können. Gut oder vielleicht noch besser ist die Zusage Jesu:
Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.

Da kann der Himmel blau sein oder komplett verschneit, das gilt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5912
weiterlesen...