SWR3 Gedanken

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James Brewer aus Oklahoma ist 58 Jahre alt. Anfang dieses Jahres wird er mit einem schlimmen Schlaganfall auf der Intensivstation eingeliefert. Die Ärzte geben ihm noch eine Nacht. Mit letzter Kraft bittet Brewer um ein Telefon und lässt sich mit der Polizei verbinden: „Kommen sie schnell, ich will mein Gewissen erleichtern!“
Dem Sheriff gesteht er, dass er vor 32 Jahren in seinem Heimatort Tennessee seinen Nachbarn ermordet hat. Nur weil der hinter seiner Braut hergewesen ist. Nach diesem Geständnis schläft James Brewer ein.
Es heißt ja, dass Schuld mich niederdrücken kann. Mich so belasten kann, dass ich sogar krank davon werde. Es scheint fast so, als hätte James Brewer nicht sterben wollen oder können, bevor er nicht seine Schuld bei jemandem abgeladen hat.
Doch die Geschichte geht weiter: zum großen Erstaunen aller wacht James Brewer am nächsten Morgen wieder auf. Und weil er körperlich fit ist und das Pflegepersonal alles gibt, kann er nach kurzer Zeit das Krankenhaus völlig gesund wieder verlassen.
Wer weiß, vielleicht ist da noch etwas anderes. Vielleicht ist James Brewer deshalb so plötzlich gesund geworden, weil er seine schreckliche Tat irgendwo beichten konnte. Dummerweise nicht bei einem Seelsorger oder einem guten Freund, sondern direkt bei der Polizei.
Deshalb geht Brewers seelischer Befreiungsschlag nämlich nach hinten los. Die Polizei leitet eine Fahndung ein und erwischt ihn Mitte März bei Verwandten in Tennessee. James Brewer wird verhaftet und wartet jetzt auf seine Anklage.
So kurios die Geschichte auch ist, sie zeigt doch eines: Schuld kann uns Menschen extrem belasten. Aber wenn ich dazu stehe, sie jemandem anvertraue, dann kann das eine befreiende Wirkung haben. Es kann mir zu neuem Leben verhelfen. Vielleicht deshalb diese Sehnsucht, Schuld los zu werden – egal um welchen Preis.
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