SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Glaube – Liebe – Galgen: Das ist die Kurzformel für das Leben eines Menschen;
vor fünf Jahren hat der Papst ihn selig gesprochen. Nikolaus Groß kam aus dem Ruhrgebiet, aus der Nähe von Essen. Seine „Karriere“ begann er als Kumpel – als Bergmann unter Tage.
Aber seine eigentliche Berufung war weniger unterirdisch. Er trat in die christliche Gewerkschaft ein; er bildete sich intensiv weiter. Nach harten Schichten im Schacht
lernte er wirtschaftliche und politische Zusammenhänge verstehen
und als Journalist schreiben. Mit dreiundzwanzig war er Redakteur der Zeitung „Bergknappe“.
Ständiges Hauptthema: Gerade als Christen müssen wir mitarbeiten, dass die Gesellschaft und die Arbeitswelt menschlicher wird – und das hieß für Nikolaus Groß auch: solidarischer und christlicher. Inzwischen war er mit Elisabeth Groß verheiratet, mit der zusammen er sieben Kinder hatte. Die Familie sei ihm über alles gegangen, heißt es. „Meine tiefen Sorgen kreisen unablässig um die Sieben, aus denen tüchtige, aufrechte und seelenstarke Menschen werden sollen.“, schreibt er. Aber das wird nicht zur Familien-Idylle. Schon 1929 hatte Groß erkannt, dass die Nazi-Bewegung alles in Gefahr bringen würde. Inzwischen war er Chefredakteur der Westdeutschen Arbeiter-Zeitung. Die Nazis betitelte er als “Todfeinde des heutigen Staates”. Und machte sie damit auch sich selbst zu Todfeinden. Verfolgungen, Beschlagnahmungen, schließlich die Verhaftung nach dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 waren die logische Folge. “Er schwamm mit im Verrat, muss folglich auch darin ertrinken!” -
so steht es im Urteil des Volksgerichtshofs über Nikolaus Groß. Am 23. Januar 45 ist er erhängt worden – von der Nazi-Justiz ermordet, weil er daran festgehalten hatte, dass nur GOtt Herr ist über Leben und Tod. Diese Einstellung, jedenfalls, hatte er nie verraten.
Und deswegen bleibt Nikolaus Groß ein Vorbild – auch für heute.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=586
weiterlesen...