Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Was ist der Sinn des Lebens? Antwort: „…Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“ So steht’s im Katechismus, so haben es meine Eltern und ich auch noch in der Schule gelernt.
Noch Fragen? Setzen, gut!
So einfach ist das heute nicht mehr. Wir fragen nach, machen uns unsere eigenen Gedanken, und Gott und die Antworten der Kirchen und Religionen haben Konkurrenz bekommen. Da gibt es z. B. ein Buch mit dem Titel: „Der Sinn des Lebens“, von Terry Eagleton, einem englischen Literaturprofessor. Klar, dass ich das Buch sofort gekauft habe. Denn ich will doch endlich wissen, wozu ich gut bin.
Es ist ein Missverständnis, lese ich, dass der Sinn des Lebens dann klar vor Augen liegt, wenn es einen Gott gibt. Im Gegenteil, schreibt Eagleton. Die Gegenwart Gottes macht die Welt nur noch mysteriöser. Denn wenn er der Welt einen Sinn gegeben hat, dann einen ziemlich unverständlichen. Und das ist nicht das Problem Gottes, sondern das des Menschen, der diesen Sinn einfach nicht fassen kann. Sagt Eagleton.
Vielleicht war Gott ja schlauer, und der Autor hat es nur nicht gemerkt. Vielleicht ist deshalb Jesus Mensch geworden. Von ihm, der Gott seinen Vater genannt hat, stammt ein Satz, den jeder kapieren kann: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben, und den Nächsten wie dich selbst.“ Und wer fragt bei der Liebe schon nach dem Sinn. Es ist schwer genug, sie zu pflegen und zu erhalten. Das weiß jeder, der einmal um eine Liebe gekämpft hat. Liebe ist auch etwas, dass man nicht hinterfragen kann, denn sie ist ja irgendwie „überirdisch“. Das sagt auch das Buch. Denn am Ende kommt Eagleton zu dem Schluss: „Richtig gestellt ist die Frage nach dem Sinn des Lebens dann, wenn sie überflüssig wird.“
Noch Fragen? Bestimmt! Also: hinsetzen und weiter denken!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5839
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