SWR3 Gedanken

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„Mörder gehören für immer weggesperrt.“ So ein Satz ist oft noch einer der harmloseren. Meist schließt sich dann noch die übliche Diskussion um die Todesstrafe an und die Frage, ob man Menschen überhaupt verändern, verbessern kann. Ich meines, es ist ja klar, dass ein Mensch, der ein so schlimmes Unrecht, wie einen Mord begangen hat, dass der seine gerechte Strafe erhalten muss – nur: Was ist eben gerecht? Ewiges Einsperren? Mildernde Umstände für einen Mord im Affekt? Todesstrafe für jemanden, der aus Neid und Habgier und Bösartigkeit getötet hat?
Die Bibel erzählt am Anfang gleich von einem Kapitalverbrechen. Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Aus Neid. Weil dem mehr gelingt als ihm, weil der mehr Anerkennung bekommt als er. Ein heimtückisch geplanter Brudermord also. Wie regelt Gott diese Strafsache?
Gott entscheidet sich gegen die Todesstrafe. Er lässt Kain am Leben. Aber: Kain wird aus seinem Land vertrieben. Er wird ein ewig Flüchtender. „Und das Feld“, so heißt es, „soll ihm seinen Ertrag verwehren“.
Ein hartes Urteil, eine schwere Strafe. Kain meint, sie nicht tragen zu können. Er fürchtet, dass nun wiederum er – quasi vogelfrei – Opfer eines Mordes werden könnte. Gott hört sich die Klage Kains an, er versteht sie und er hilft Kain. Er schützt ihn mit einem Zeichen, einem Mal. Wer immer dieses Mal sieht, wird wissen, dass Kain nicht getötet werden darf.
Kainsmal- das ist heute zum Symbol dafür geworden, wenn jemand für alle Zeit als Verbrecher gezeichnet ist. Nach der Geschichte hatte es eine andere Bedeutung: Es war ein Zeichen dafür, dass dieser Mensch trotz allem unter Gottes Schutz steht – was er auch getan haben mag. Wenn’s auch unserem Sinn von Gerechtigkeit – oder auch Rache, manchmal ziemlich widerspricht: Jeder Mensch ist Gottes Geschöpf. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben – das gilt es zu respektieren, auch wenn’s noch so schwerfällt.
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