SWR3 Gedanken

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Ein Salomonisches Urteil. Klug entschieden, mit Herz und Verstand. Wie schwer ist das manchmal und wer schafft das wirklich? Eine Mutter muss das ganz oft, wenn sie zwischen ihren Kindern vermitteln muss. Oder ein Schöffe in einem komplizierten Streit. Oder eine Lehrerin. Da nützen einem Paragraphen und Gesetze, an die man sich halten kann manchmal gerade gar nichts. Da braucht man schon so was wie einen Instinkt für Gerechtigkeit, das richtige Gefühl, Weitsicht, Herzensklugheit, wenn man Ende was rauskommen soll, mit dem alle zufrieden sind, oder zumindest was, womit alle leben können! Das nennt man dann ein Salomonisches Urteil.
Woher der Ausdruck kommt? Er kommt aus der Bibel.
Die erzählt von zwei Frauen. Und jede von ihnen hat etwa zur selben Zeit in ein und demselben Haus ein Kind zur Welt gebracht. Die eine erstickt versehentlich ihr Kind im Schlaf. Aber sie will einfach nicht akzeptieren dass ihr Kind tot ist. Wer könnte das nicht verstehen. Aber dann legt sie ihr eigenes totes Kind in das Bett der anderen Frau und nimmt sich deren lebendes Kind.
Am nächsten Tag droht der Schwindel aufzufallen. Die beiden Frauen müssen zum König Salomo. Der hört sich an, was die Frauen zu sagen haben. Jede behauptet, natürlich, das lebende Kind sei ihr Kind. Salomo ist ratlos. DNS- Bestimmungen gab es ja damals noch nicht. Was also tun? Salomo denkt nach. Und dann fällt er seine Entscheidung: Er ruft seinen Diener und befiehlt: „Nimm das Schwert und teile das Kind, damit jede Frau eine Hälfte bekommt!“
Die falsche Mutter sagt:„Also gut, wenn ich’s nicht kriegen kann, soll sie es auch nicht haben!“ Die richtige Mutter ist entsetzt. Und weil sie ihr Kind liebt, sagt sie: „Halt, stopp! Die andere soll das Kind haben. Besser, es lebt bei ihr, als dass es stirbt!“ Und so gibt König Salomo der richtigen Mutter ihr Kind zurück. Sein Urteil hat die Wahrheit zutage gefördert. Wir leben von solchen Salomonischen Urteilen – damals wie heute.
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