SWR3 Gedanken

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„Die waschen nur ihre Hände in Unschuld!“ Bestimmt kennen Sie den Satz. Man hört ihn immer wieder mal, wenn um Verantwortung gestritten wird und die Frage, wer wohl zuständig ist.
Der Satz stammt aus der Bibel. Jesus war bereits verhaftet und wurde immer wieder verhört: Vom jüdischen Gericht – vom römischen Gericht: Es galt zu klären, wer zuständig war. Auch Pontius Pilatus, der römische Statthalter und politische Chef über Jerusalem hat Jesus verhört. Er hat jedoch nichts gefunden, warum man ihn hätte zum Tode verurteilen können. Doch das aufgebrachte Volk ließ sich nicht beruhigen und forderte Jesu Tod.
Pilatus war hin- und hergerissen. Einerseits wollte er Jesus freilassen, andererseits fürchtete er einen Aufstand im Volk. Also überließ er Jesus eben diesem Volk. Sollten doch andere über ihn urteilen.
Und dann diese Szene: Pilatus lässt sich eine Schüssel mit Wasser bringen und wäscht sich vor aller Augen die Hände.
Als ob er sich Jesu Blut im Voraus abwaschen wollte!
„Ich bin unschuldig an seinem Blut. Seht ihr zu!“
Seitdem waschen sich viele ihre Hände in Unschuld. Und meinen damit „Ich habe mit dieser Angelegenheit nichts mehr zu tun. Ich habe alles versucht, habe meine Möglichkeiten ausgeschöpft. Jetzt lasst mich in Ruhe! Ich übernehme für all das, was jetzt kommt, keine Verantwortung mehr!“
Bei Pilatus war das ein feiger Rückzug aus taktischen Gründen.
Und heute? Verantwortung abgeben und anderen zuschustern, nur um sich die Hände nicht schmutzig zu machen? Oberflächlich betrachtet mag das funktionieren. Aber das Gewissen macht da Gott sei Dank oft genug nicht mit. Und ob Pilatus sich durch sein Händewaschen damals wirklich besser gefühlt hat, als er Jesus schließlich sterben sah? Ich wage das mal zu bezweifeln.
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