SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Beim Gehen durch einen Wald geschieht es dann und wann: Ich sehe einen gefällten Baumstamm und beginne seine Jahresringe zu zählen. So kann ich sein ungefähres Alter bestimmen. Die Ringe sind unterschiedlich, schmaler oder breiter, gleichmäßig oder ungleichmäßig, entsprechend der Witterung im jeweiligen Jahr. Temperaturen, Regenmenge, Beschaffenheit der Böden spielen eine Rolle. So kann man beim Betrachten der Jahresringe eines Baumes nicht nur die Zahl seiner Lebensjahre ablesen, sondern ein wenig auch erkennen, in welchem Jahr, in welcher Wachstumsphase es ihm besser oder weniger gut erging.
Mir kam das um Neujahr wieder in den Sinn. Die Jahre, die wir zählen, sind ja nicht nur die Jahre der großen Weltgeschichte, die wir in unserem Kulturkreis nach der Zeit vor oder nach Christi Geburt bestimmen, sondern sie sind jeweils auch die Jahre unseres eigenen, individuellen Lebens. Sie sind begrenzt in ihrer Zahl und verschieden in ihrer Qualität. Wir erleben Jahre, in denen wir wachsen, weiterkommen, uns entfalten, aber auch Jahre der Stagnation und der Krisen. Das hängt von vielem ab. Von Faktoren, die nur wenig oder gar nicht in unserer Verfügung stehen, und von anderen, die wir selber mit bestimmen und für die wir auch selbst mit die Verantwortung tragen. Über die Zahl der Jahre, die noch vor uns liegen, können wir keine Voraussagen machen, ebenso wenig über die Art und Weise, in der wir sie erleben werden.
Für das Jahr 2007 gibt es Prognosen z.B. für die wirtschaftliche, soziale, politische Entwicklung. Wir wissen auch jetzt schon von manchen Ereignissen, die in nächster Zeit auf uns zukommen werden, im eigenen Leben und dem unserer Familie. Einiges geschieht ohne unser Zutun, anderes wird auch von uns abhängen. Und: aus Erfahrung wissen wir, es gibt immer auch Überraschungen.
Auch deshalb ist mir beim Blick voraus die Erfahrung der Bibel wichtig. Da haben Menschen besonders in Krisen immer wieder erlebt, dass Gott ihnen seine schützende und heilende Nähe zugesichert hat, wieder und wieder, was auch immer geschah. Auf die Frage, wer er denn sei, gab Gott sich den Menschen durch eben diese Nähe zu erkennen, als „Jahwe“ – und das heißt übersetzt: ‚ich bin bei dir’, ‚ich gehe mit’, ‚du bist nicht allein’.




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