SWR3 Worte

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Die Rede vom glücklichen Menschen scheint mir jedoch keine treffende Rede zu sein, denn sie zementiert und moralisiert das Glück und diffamiert das Unglück, das zu jedem Menschsein gehört. Wenn uns zuviel Glücklichsein und Glücklichwerden abverlangt wird, werden wir überfordert, und das glückliche Gesicht verzerrt sich – so wie das immer freudige Christenleben eine Überforderung und Verzerrung war. Auch Jesus – meine ich – war in diesem Sinne kein glücklicher Mensch. Wohl aber hatte er Glückserfahrungen, als er den Himmel offen sah und sich mit Gott unmittelbar verbunden fühlte.

Elisabeth Moltmann-Wendel, Gib die Dinge der Jugend mit Grazie auf. Texte zur Lebenskunst, Radius: Stuttgart 2008, S. 35f


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