SWR3 Gedanken

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1893 – da war ein bisschen Schluss mit April April.
Und zwar am ersten April. Kein Scherz.
Bis da hin galt in vielen Gegenden von Deutschland die Berliner Zeit -
anderswo eine Münchener Zeit; und es gab natürlich regionale Zeiten,
einzelne Länder hatten ihre eigenen Uhren.
Und die natürliche Zeit, also die Sonnenzeit:
die ist ja sowieso überall anders; die Erde braucht ein bisschen,
bis sie sich so weit herumgedreht hat,
dass die Sonne am höchsten Punkt steht.
Ein bisschen falsch gehen die Uhren also eigentlich.
Aber – von wegen April April:
mit der Sonnenzeit könnte man weder Radioprogramme machen
mit Nachrichten immer zur vollen Stunde,
noch einen Fahrplan für die Eisenbahn.
Nach der Sonne ist ja in jedem Kaff zwölf Uhr mittags
ein bisschen früher oder später als etwa im Nachbardorf -
jedenfalls West nach Ost oder umgekehrt.
1893 waren es konsequenterweise auch die Eisenbahnen,
die die eine verbindliche Zeit eingeführt haben – die Mitteleuropäische Zeit.
Das ist die Zeit, die uns heutzutage verbindet;
von der Grenze zwischen Polen und Weißrussland und Ukraine
bis an die französische Atlantik-Küste.
Anderthalb Stunden Sonnenzeit-Unterschied,
wenn man mal genauer hinguckt, in die eine Zeitzone gepackt.
Wir sind es gewohnt, es macht der biologischen Uhr keine Probleme,
dass wir uns eben nicht genau nach der Sonne richten.
Obwohl ein paar Natur-Freaks das problematisch finden –
und ich beneide ehrlich gesagt die Leute in der Bretagne,
weil es da abends so viel länger hell ist als bei uns.
Ungleichzeitig sind die Menschen trotzdem immer noch –
obwohl die Uhren überall gleich gehen.
Aber die Menschen ticken eben unterschiedlich –
junge anders als alte, linke als rechte, Fromme und Atheisten;
sie sind islamisch christlich jüdisch oder gar nichts.
Gott lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten,
und er lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte –
das weiß die Bibel; unabhängig von Zeitzonen – und auch am ersten April.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5708
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