SWR2 Wort zum Tag

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80 Lebensjahre lang hat er Theologie getrieben, ganze Generationen hat er als Lehrer geprägt, seine spirituellen Schriften sind immer noch geistliche Vollwertkost. Karl Rahner starb vor 25 Jahren. Kurz vor seinem Tod hat er sich noch einmal rückblickend Gedanken gemacht über die Frage aller Fragen: Worauf darf ich hoffen? Wo bleibe ich – nicht nur im Leben, sondern im Sterben? Welches Hoffnungsbild habe ich vom wahren, vom unendlichen, vom ewigen Leben? Sicherlich geht es nicht einfach so weiter, so seine Antwort, dazu ist dieses Leben zu einmalig, zu befristet auch, und jeder Tod ist ein endgültiger Einschnitt. Wie aber dann von der christlichen Auferstehungshoffnung reden? In einem einzigen Satz, der wie in Kaskaden poetisch herausfliesst, gibt der Theologe stotternd eine bewegende Antwort, im O-Ton hier wenigstens ein Ausschnitt:
„Wenn die Engel des Todes all den nichtigen Müll, den wir unsere Geschichte nennen, aus den Räumen unseres Geistes hinausgeschafft haben... wenn alle Sterne unserer Ideale, in denen wir selber aus eigener Anmaßung den Himmel unserer Existenz drapiert hatten, verglüht und erloschen sind, wenn der Tod eine ungeheuerlich schweigende Leere errichtet hat, und wir diese glaubend und hoffend als unser wahres Wesen schweigend angenommen haben, wenn dann unser bisheriges, noch so langes Leben, nur als eine einzige kurze Explosion unserer Freiheit erscheint, die uns wie in Zeitlupe gedehnt vorkam... und wenn sich dann in einem ungeheueren Schrecken eines unsagbaren Jubels zeigt, dass diese ungeheuere schweigende Leere, die wir als Tod empfinden, in Wahrheit erfüllt ist von dem Urgeheimnis, das wir Gott nennen, von seinem reinen Licht und seiner alles nehmenden und alles schenkenden Liebe, und wenn uns dann auch noch aus diesem weiselosen Geheimnis doch das Antlitz Jesu, des Gebenedeiten erscheint und uns anblickt...“, dann können wir stammelnd erahnen, was wir christlich erwarten: Im Untergang des Todes nämlich den Aufgang dessen, was unser Leben jetzt schon trägt und prägt, die Treue des unfassbaren Gottes, seine alles nehmende und alles schenkende Liebe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5704
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