SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ich hatte ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde: Mit einer Gruppe von Jugendlichen
machte ich einen Kletterweg durch einen Hochseilgarten.
Meterhoch stand ich auf schwankenden Brettern, gesichert nur durch ein Seil über mir, das Hochseil. Es kostete mich viel Überwindung, diesen Weg zu gehen, und keine Sekunde
vergaß ich, mich am Hochseil zu sichern - für den Fall der Fälle.

Das Leben gleicht in manchen Punkten dem Gang durch einen Hochseilgarten – das ist mir da oben klargeworden. Leben ist ein Balance-Akt: Man muß auf schwankenden Wegen gehen,
und es gibt viele Risiken. Man kann fallen, kann sich verletzen. Man muß Kraft und Geschick aufwenden, um diesen Gang zu meistern, und manche können es besser als andere. Immer wieder brauche ich Mut, den nächsten Schritt zu tun, immer wieder muß ich mich bremsen, wenn ich zu mutig und zu schnell war. Und darüber verläuft so etwas wie wie ein Hochseil.
Für mich ist das Seil ein Bild für Gottes Gegenwart. Ein Bild für Gottes Worte, seine Zusagen:
Fürchte dich nicht, ich verlasse dich nicht und lasse dich nicht fallen.

Gottes Gegenwart, seine Worte begleiten jedes Leben, davon bin ich überzeugt, und in der Taufe eines Menschen kommt das sinnbildlich zum Ausdruck.
Gott garantiert mir damit keine absolute Sicherheit, aber er lädt mich ein zum Glauben, und manchmal fordert er den Glauben auch heraus. Überwinde deine Angst. Vertrau dich mir an, häng dich an mich! Du wirst sehen: ich halte dich fest!
Ist der Vergleich stimmig? Was kann einem schon passieren, der sein Leben ohne Glauben, ohne Verbindung zu Gott lebt? Ich brauche diese Verbindung nicht, sagen mir manche. Und
ich lasse mir auch nicht einreden, dass ich ohne Gott gefährlich lebe, vom Absturz bedroht
bin.
Am Schluss des Parcours kommt eine Stelle, wo keine Planken mehr gibt, wo man einen Abgrund überqueren muss, nur gesichert durch das Hochseil. Ich hatte Angst, aber ich konnte nicht zurück. Ich musste hinüber, mich auf das Seil verlassen.
So stelle ich mir das Sterben vor, den letzten Schritt. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken.
Aber ich glaube daran, dass Gott mich hinüberbringt.
Dort, in seiner Welt, werde ich festen Boden unter meinen Füßen haben
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5697
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