SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Jeder Mensch versucht, das Beste aus seinem Leben zu machen. Dieser Versuch kann zur Versuchung werden. Dann tue ich etwas, womit ich mir schade, wider besseres Wissen.
In einem tieferen Sinn erliege ich einer Versuchung, wenn Gott in den Hintergrund gerät,
wenn er zur Randfigur wird. Oder wenn ich mir einreden lasse, er sei ein Spielverderber,
einer, der mir das Gute nicht gönnt.
So ist es auch in der Geschichte, die von der Versuchung Jesu erzählt. 40 Tage hat Jesus in der Wüste gefastet, um sich auf seinen Auftrag vorzubereiten, 7 Wochen ohne Nahrung, ohne Menschen. Es hungerte ihn, heißt es in der Geschichte.
Und da hört Jesus eine Stimme: Wenn du Gottes Sohn bist, dann sprich zu diesen Steinen, dass sie Brot werden. Das ist eigentlich ein vernünftiger Rat, erklingt fürsorglich und sensibel. Er erinnert mich an freundliche und besorgte Stimmen, die sich um mein Wohl bemühen, die mir schmeicheln und mich locken. Und haben sie nicht alle recht, die mich ermutigen, mir etwas Gutes zu gönnen? Ist es nicht völlig legitim, die Möglichkeiten auszuschöpfen, die
einem gegeben sind?

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes geht, antwortet Jesus auf dem Versucher. Diese Antwort macht stutzig. Ist Brot denn etwas Schlechtes? Nein, würde Jesus antworten. Aber Brot allein, Brot ohne Gott, das ist gefährlich. Gesundsein und Sattsein, Genuss und Beziehungen sind Brot, gute Gaben. Aber wenn diese Gaben einen Keil zwischen mich und Gott treiben, ja wenn Gott dahinter verschwindet, dann richten sie mich zugrunde. Und Jesus sieht genau diese Gefahr: Das Brot soll ihn von seinem Vater entfremden, das Vertrauen zu ihm zerstören.

Ich persönlich denke hier an meine Familie, an meinen Beruf und die vielen Dinge, die mich beschäftigen. Und immer könnte ich noch mehr tun! Tus doch, sagt dann die Stimme, du kannst es doch. Was aber, wenn ich keine Zeit mehr finde, in der Stille zu Gott zu gehen? Wenn ich so beschäftigt bin, dass ich die Worte nicht mehr höre, von denen ich leben kann?

Eines wird mir an dieser Geschichte klar: Der Versucher macht vernünftige Vorschläge, er
hat gute Argumente. Aber Jesus durchschaut seine Absicht, und das möchte ich auch tun.
Zuerst auf Gottes Worte achten, sie als wichtigstes Nahrungsmittel zu mir nehmen.
Und dann das Beste aus meinem Leben machen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5696
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