SWR2 Wort zum Tag

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Heute vor 60 Jahren wurde in dem Dorf Taizé in Burgund eine kleine Brüdergemeinschaft gegründet, die Gemeinschaft von Taizé. Genau genommen war diese Gemeinschaft schon früher entstanden und langsam gewachsen, aber an diesem Osterfest im Jahre 1949 haben sich die ersten sieben Männer verpflichtet, ihr ganzes Leben als Brüder in dieser Gemeinschaft zu verbringen. Das große Thema in Taizé ist die Versöhnung, die Versöhnung nach dem Krieg zwischen den Europäern, vor allem aber die Versöhnung zwischen den christlichen Konfessionen. Der Gründer, Bruder Roger Schutz, ist überzeugt, dass der Christenheit in Wirklichkeit eine einzige Kirche zugrunde liegt. Das bedeutet: die Einheit muss nicht hergestellt, sie muss nur entdeckt werden. Die Gemeinschaft von Taizé möchte „ein Widerschein der ungeteilten Kirche sein, (...) ständig darum bemüht, sich zu versöhnen.“ Vorbild für Bruder Roger war seine Großmutter, die – selbst evangelisch – immer die katholische Kirche besucht hat, um in sich mit der Versöhnung anzufangen. Die Brüder von Taizé wollten nicht feststellen, wer recht oder unrecht hat, sondern einfach sagen: „Versöhnen wir uns!“ Heute gehören zur Gemeinschaft evangelische, katholische und orthodoxe Männer aus 25 Nationen,
Von Anfang an ging es in Taizé darum, in Freude, Einfachheit und Barmherzigkeit den christlichen Glauben zu leben und dabei für Arme da zu sein. Der frühere Erzbischof von Paris, Kardinal Lustiger hat das mal so beschrieben: „Taizé hat die wesentliche Botschaft des Christentums entdeckt: Je mystischer ein Mensch ist, desto praktischer ist er; je mehr man für Gott ist, desto mehr ist man für den Menschen, desto mehr ist man gestimmt, sich notfalls die Hände schmutzig zu machen, um Menschen in Bedrängnis beizustehen.“
Bruder Roger waren deshalb auch die drei Gebetszeiten so wichtig und in diesen Gebetszeiten die Stille. Und die Gespräche mit den unzähligen Jugendlichen, die nach Taizé gekommen sind. Wenn er sich an erfüllte Augenblicke im gemeinsamen Leben erinnerte, dann zitierte er eine alte christliche Weisheit, die in Taizé zu einem Lied geworden ist: „Wo die Liebe ist, wo herzliche Nächstenliebe ist, da ist Gott.“
Aus diesen Erfahrungen mit Gottes Nähe schöpfte Bruder Roger, schöpfen die Menschen in Taizé immer wieder Kraft. Trotz der immer wieder erlebten Enttäuschungen und Rückschläge, Bruder Roger war sicher: „Gott verbaut niemals die Wege. Er bahnt immer wieder neue, wenn sie auch manchmal schmal sind.“ Und er macht Mut: „Wäre das Vertrauen des Herzens aller Dinge Anfang, du kämest weit, sehr weit.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5674
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