Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Erst hören und dann reden. Mir fällt das oft schwer. Dabei ist es in der Regel besser, erst mal die Klappe zu halten und zuzuhören. Heute feiern wir in der Kirche eine Frau, die das konnte, erst mal hören und dann reden. Gemeint ist Maria, die Mutter Jesu, die Mutter Gottes. Am heutigen Tag, 25. März, ist das Fest Mariä Verkündigung, heute auch Verkündigung des Herrn genannt. Das ist der Tag, an dem der Engel Maria die Botschaft bringt, dass sie ein Kind bekommen wird. Jesus soll sie ihn nennen. Sie muss sicherlich genau hinhören, denn Engel reden leise und das, was der Engel ihr sagt, klingt zu dem recht unwahrscheinlich. Aber sie lässt ihn ausreden, hört zu, bevor sie ihre eigenen Bedenken vorträgt: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ wendet sie ein. Zu gut deutsch: „Das kann nicht klappen, ich bin noch Jungfrau.“ „Der Heilige Geist wird über Dich kommen“, antwortet ihr der Engel. Seitdem ist sie auf dem Tisch, die Sache mit der Jungfrauengeburt und der Rolle des Heiligen Geistes. Für die einen etwas, was absolut zum christlichen Glauben dazugehört, und für die andern eher eine Sache, die man glauben kann oder auch nicht.
Über dem Nordportal der Marienkapelle in Würzburg gibt es eine interessante Darstellung dieser Geschichte. In der unteren Hälfte des Bildes spricht der Engel mit Maria. Über den beiden ist Gott Vater dargestellt und aus seinem Mund führt ein Schlauch direkt zum Ohr von Maria. Er sieht aus wie ein überdimensionales Hörrohr. Auf diesem Schlauch ist Jesus als kleines Kind sehen, wie er bäuchlings zu Maria robbt. Am Ende des Schlauchs ist eine Taube, Zeichen des Heiligen Geistes, und die flüstert Maria etwas ins Ohr.
„Der Heilige Geist wird über Dich kommen“, bedeutet also genau hinhören. Hören auf die Worte, die aus dem Mund Gottes kommen. Wo auf das Wort Gottes gehört wird, da kommt Gott zur Welt. Nicht nur in neun Monaten an Weihnachten, sondern jeden Tag – auch ohne Jungfrauengeburt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5661
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