SWR2 Wort zum Tag

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Die Bibel erzählt im Buch Hiob eine Geschichte von Leiden und Anteilnahme. Drei Männer wollen ihrem Freund Hiob beistehen. Der hat Haus und Hof verloren, alle seine Kinder sind umgekommen, und er selber ist körperlich und seelisch ein Häufchen Elend. Die Bibel erzählt:
Die drei Freunde Hiobs hörten von all dem Bösen, das über ihn gekommen war. Und sie kamen, jeder aus seiner Heimat: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Sie vereinbarten hinzugehen, um ihm ihre Teilnahme zu bezeigen und um ihn zu trösten. Als sie von fern aufblickten, erkannten sie ihn nicht; sie schrien auf und weinten. Jeder zerriß sein Gewand; sie streuten Asche über ihr Haupt gegen den Himmel. Sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte; keiner sprach ein Wort zu ihm. Denn sie sahen, daß sein Schmerz sehr groß war. (Hiob 2,11-13)
Eine beeindruckende Weise, Anteil zu nehmen. Die drei machen sich auf den Weg, sie sind erschüttert, als sie ihren Freund sehen. Und dann sitzend sie schweigend bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte. „Denn sie sahen, dass sein Schmerz sehr groß war.“ Welcher Respekt, welche Ehrfurcht spricht aus diesem Satz.
Die Bibel erzählt dann weiter, dass Hiob schließlich das Schweigen beendet und zu klagen und zu fluchen beginnt. Und jetzt fangen auch die Freunde an zu reden: sie belehren ihn, sie erklären ihm, warum und wozu er leidet. Mit ihm schweigen das konnten sie, aber sein Klagen und Fluchen, das halten sie nicht aus. Und damit reden sie ihn klein, diesen Schmerz, der doch so unermesslich groß ist.
Heute ist ein Tag, an dem viele hier bei uns Anteil nehmen am Schmerz von Menschen in Winnenden und Wendlingen. Es wird ein Gottesdienst gefeiert, getrauert und zu hoffen versucht im Blick auf Gott, den Schöpfer des Lebens. Eine große Gemeinde wird sich versammeln. Die Öffentlichkeit, Vertreter des Staates sind da, und Hunderttausende werden über Fernsehen und Radio dabei sein. Ich wünsche mir, dass dies die unmittelbar Betroffenen in ihrer Trauer nicht belastet und stört. Sondern dass sie darin tatsächlich Anteilnahme wahrnehmen, dass sie in ihrem Schmerz um sich herum Gemeinschaft spüren. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5658
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