SWR3 Gedanken

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Die Kirchen sind voll in Krisen und Katastrophenzeiten. Menschen, die schon lange keine Kirche mehr von innen gesehen haben, suchen Trost und Beistand, wenn sie wie nach dem Amoklauf im Innersten erschüttert sind. Und es ist nur gut dass sie das tun. Und auch völlig egal wenn sie sonst nicht in die Kirche gehen. Denn sie handeln nach einem so tiefen wie natürlichen Impuls: die Gemeinschaft suchen und beten, gerade wenn sie keine Worte haben und Fragen, die ihnen keiner beantworten kann.
Eine Geschichte von Eli Wiesel beschreibt worum es beim Beten im Innersten geht:
„Warum weinst Du beim Beten?“ fragte er als kenne er mich seit langem. „Ich weiß es nicht“, erwiderte ich verstört. Die Frage war mir nie gekommen. Ich weinte, weil… weil etwas in mir weinen wollte. Ich konnte nichts dazu sagen.
„Warum betest Du?“ fragte er mich eine Weile später. „Ich weiß es nicht“, antwortete ich noch verwirrter und noch befangener. „Ich weiß es wirklich nicht.“
Von diesem Tage an sah ich ihn häufig. Er versuchte mir eindringlich zu erklären, dass jede Frage eine Kraft besitzt, welche die Antwort nicht mehr enthält.
„Der Mensch erhebt sich zu Gott durch die Fragen, die er an ihn stellt“, pflegte er immer wieder zu sagen. Das ist die wahre Zwiesprache. Der Mensch fragt und Gott antwortet. Aber man versteht seine Antworten nicht. Man kann sie sie nicht verstehen, denn sie kommen aus dem Grunde der Seele und bleiben dort bis zum Tode. Die wahren Antworten, (Elieser), findest Du nur in Dir.“
„Und warum betest Du, Mosche?“ fragte ich ihn. „Ich bete zu Gott, der in mir ist, dass er mir die Kraft gebe, ihm wahre Fragen zu stellen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5631
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