SWR3 Gedanken

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Da hat sich das Parlament in Nebraska ganz schön vertan. Als sie im letzten Juli ein Gesetz verabschiedeten, dachten sie in dem US-Bundesstaat eigentlich an eine Art Babyklappe. Eltern sollten ungewollte Kinder straffrei in Krankenhäusern abgeben dürfen. Und das haben die Eltern auch getan. Nur: es waren keine Babys, die da abgeliefert wurden, sondern die meisten waren Teenager. Eltern kamen sogar von weit her nach Nebraska gefahren, um ihre halbwüchsigen Kinder abzugeben. Eine tragische Geschichte.
Das Babyklappengesetz hatte einen kleinen Fehler: weil sich das Parlament nicht auf Altersgrenzen einigen konnte, schrieb man einfach „Kinder“ hinein. Mit schwerwiegenden Folgen, wie man sieht. Wer aber nun glaubt, mit einer Nachbesserung des Gesetzes sei´s getan, der irrt wahrscheinlich. Denn die Probleme zwischen Eltern und Jugendlichen, die bleiben.
Diese Probleme gibt es auch bei uns. Ich werde immer wieder von verzweifelten Eltern angesprochen, die Probleme mit ihren pubertierenden Kindern haben. Aber auch mir fällt da keine Patentlösung ein.
Viele Eltern geben sich unheimliche Mühe. Probieren es mit den unterschiedlichsten Strategien. Sie wollen die Kumpel ihrer Kinder sein, sie wollen sie coachen oder sie erlassen immer strengere Gesetze und Regeln. Ich bewundere diese Eltern. Vor allem dann, wenn sie bei den Jugendlichen mit ihren Versuchen immer wieder auf Granit beißen.
Aber es ist nun mal so in der Pubertät: viele Jugendliche müssen sich an etwas reiben. Sie wollen Grenzen austesten und brauchen die Auseinandersetzung mit der Familie. Wichtig erscheint mir also, mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben, das Gespräch zu suchen.
Wie gesagt, ein Patentrezept scheint es nicht zu geben. Aber es gibt einen Trost: die meisten Eltern und Kinder halten diese Zeit irgendwie durch. Und eines scheint sicher: beide können an der Aufgabe wachsen und sich dabei weiter entwickeln. Kein Grund also, nach Nebraska zu fahren, und ihr Kind abzugeben.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5603
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