SWR3 Gedanken

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Merkwürdiger Ferienjob. Zu einem Tor in der Mauer fahren und nachschauen, ob es geöffnet wird. Aber ein Ferienjob, der Frieden stiftet. Denn der Arbeitgeber ist der Weltkirchenrat und die Mauer liegt zwischen Israel und dem Westjordanland. Sie sieht ähnlich aus wie die Berliner Mauer. Das Tor muss aufgehen, damit die palästinensischen Bauern auf ihre Felder können. Normalerweise öffnen es Soldaten dreimal am Tag - für eine Stunde. Aber die Soldaten haben Angst. Vor Attentätern. Sie könnten durch das Tor kommen. Könnten die Soldaten, oder einen Bus, oder eine Schule in die Luft sprengen. Also öffnen sie nicht immer pünktlich, oder gar nicht. Dann können die Bauern nicht auf ihre Felder.
Deshalb ist Iris hier. Sie kommt aus Rheinland Pfalz und verbringt ihren Urlaub im Westjordanland. Seit 27 Jahren. Als „Friedenshelferin“. Wenn das Tor nicht öffnet, spricht sie mit den Soldaten. Viele sind einsichtig und haben einfach nur Angst. Einige reagieren auch ziemlich heftig. Wenn Reden nicht hilft, meldet sie es: den israelischen Behörden und dem Internationalen Roten Kreuz. Weil sie Europäerin ist, hat ihr Wort Gewicht. Einen Palästinenser können die Soldaten abweisen. Eine Europäerin müssen sie höflich behandeln. Damit Israel in Europa gut dasteht. Wo eine „Friedenshelferin“ aktiv ist, öffnet das Tor zuverlässiger. Ein kleiner Erfolg. In einem Land, in dem ständig Waffen gezogen werden – ohne Waffen für den Frieden arbeiten.
Als Iris aus Israel zurückkehrt, schreibt sie: „Wir haben so viel Herzlichkeit erlebt. Die Menschen haben uns spüren lassen, dass wir für sie das Fenster in eine andere Welt sind, dass wir ihnen ein wenig Hoffnung geben, wenn wir zu Hause von ihren täglichen Problemen und Sorgen berichten, die die israelische Besatzung mit sich bringt.“
Hoffnung geben, dass es möglich ist, Frieden aufzubauen. Danke Iris!

Information: Iris Bildhauer ist tätig im Auftrag von Pax Christi Deutschland als eine Ökumenische Freiwillige für das Programm Ökumenischer Friedensdienst in Palästina und Israel (EAPPI)/Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel (EAPPI) des ökumenischen Rats der Kirchen Weltkirchenrates (ÖRK).)https://www.kirche-im-swr.de/?m=5525
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