Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich führe ein Doppelleben“, schreibt der Angestellte einer großen Firma. „Bei der Arbeit habe ich viel mit Kunden zu tun, da trage ich Schlips und Anzug. Am Wochenende aber ziehe ich Lederweste und mein schwarzes Harley-Davidson-T-Shirt an.“ Und eine Hausfrau aus Berlin-Kreuzberg meint „Wäsche waschen und die Wohnung putzen – das mache ich am Samstag, denn am Sonntag soll alles schön aussehen. Wir gehen in die Kirche. ... Ich ziehe ein schönes Kleid an oder eine weiße Bluse, mein Mann und meine Söhne tragen Hemd und Anzug. So füh-len wir uns feierlich.“

Sich feierlich fühlen- das geht mit Harley-Davidson-T-Shirt oder weißer Bluse. Bei beiden schwingt der Wunsch und die Sehnsucht nach „mehr“ mit: Ich bin mehr als der Angestellte mit dem perfekten Anzug. Ich bin mehr als die Mutter, die Wäsche wäscht und die Wohnung putzt.

Ich bin mehr als das, was ich jeden Tag arbeite, mehr als das, wofür ich gut und nützlich bin.
Die Bibel sagt: Ja, wir sind alle mehr. Wir sind Geschöpfe Gottes, sein Ebenbild. Und deshalb haben wir diese Sehnsucht nach mehr, nach einem Leben in Fülle und Freiheit.

Und daran erinnert uns immer wieder neu der Sonntag. Denn als Gott die Welt erschuf, erzählt die Bibel, hat sogar er nur sechs Tage gearbeitet und am siebten geruht.

Und so gilt das auch für uns: sind wir doch Gottes Ebenbild. Aus seiner Fülle und Freiheit dür-fen wir leben, brauchen uns nicht mit dem zufrieden geben, was unter der Woche im Alltag so läuft. Sind wir doch mehr als die Summe dessen, was wir täglich schaffen und zustande krie-gen.

Sich daran zu erinnern, dabei hilft schon auch mal so ein Harley-Davidson-T-Shirt oder die weiße Bluse, die man sonst nicht im Alltag trägt.

Für mich ist es eine besondere Krawatte, die ich mir extra für den Sonntag gekauft habe. Sie ist knallrot. Jeden Morgen in der Woche, wenn ich mich anziehe und die Tür vom Kleider-schrank öffne, fällt mein Blick auf diese Krawatte.

Dann freue ich mich, dass bald wieder Sonntag ist. Und dass ich mehr bin als die Summe mei-ner Taten, Nämlich Gottes Kind und sein Ebenbild. Aus seiner Fülle darf ich leben – auch heute an einem ganz normalen Donnerstag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5481
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