SWR3 Gedanken

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Wer fastet, erhält ein ganz neues Lebensgefühl.
Vor ein paar Jahren habe ich mal so richtig gefastet – also so mit ohne Essen. Die evan-gelischen und katholischen Frauenkreise hatten sich zusammengetan und zwischen A-schermittwoch und Ostern ein Fastenprojekt gestartet. Eine Gruppe von etwa 30 Frauen und Männer traf sich alle zwei Tage, man fastete, 14 Tage nur, aber immerhin – jeder für sich und doch gemeinsam, es gab Tipps und Tricks gegen Hungergefühl und dass man auch ja genügend trinkt, man lauschte Vorträgen, übte sich in Yoga, las die Bibel ge-meinsam und sprach darüber, wie es einem nun so beim Fasten, ohne Essen geht.

Man kann aber auch auf andere Art fasten als mit ohne Essen.
Man kann etwas nicht machen, auf etwas verzichtet: man kann bis Ostern mal bewusst kein Fleisch essen oder auch keinen Alkohol trinken; man kann statt jeden Abend vor der Flimmerkiste zu hocken und fernzusehen, sich mal bei der städtischen Bücherei anmel-den, sich von der freundlichen Bibliothekarin ein Buch empfehlen lassen und es dann tat-sächlich auch lesen.

Schön finde ich die Idee in den Tagen bis Ostern einmal zu versuchen, anders, bewusster zu leben. Ein Bekannter arbeitet von Montags bis Freitags bei der Bank und hat für die Kirche höchstens ein müdes Lächeln übrig. Bei dem sah ich vor ein paar Tagen ein Buch mit Sprüchen aus der Bibel liegen. Er hat sich vorgenommen, die nächste Zeit jeden Tag einen Bibelvers zu lesen.

Wer fastet - wie auch immer- macht eine seltsame Erfahrung:
Er tritt ein wenig zurück aus dem eigenen Leben, bekommt Abstand, betrachtet den All-tag mit anderen Augen. Um dann - irgendwie wieder zu spüren und zu merken:
Wie schön, wie kostbar ist doch dieses Geschenk ‚Leben’, das Gott uns da gemacht hat.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5471
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