SWR3 Gedanken

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Ich bin auf eine katholische Grundschule gegangen. Und am Aschermittwoch erhielt jedes Kind ganz selbstverständlich vom Priester ein Aschekreuz auf die Stirn. Egal, ob es nun katholisch, evangelisch, nicht- oder andersgläubig war. Und ob die Eltern das nun wollten oder nicht, wir Kinder wollten es.

Ich erinnere mich noch genau, wie das war. Wir warteten in einer langen Schlange, bis der Priester seine Hand ruhig auf jeden unserer Köpfe gelegt hatte. Mit seiner warmen Hand hat er unseren Kopf umfasst und dann mit zwei einfachen Bewegungen des Dau-mens jedem von uns ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet.

Meine evangelische Familie nahm es gelassen hin, dass ihr Kind, dass ich meine Stirn nicht waschen wollte, bis das Aschekreuz von alleine weggegangen ist.
Kinder haben eine unausgesprochene, eine unglaubliche Offenheit für „das Andere“, für die „besonderen Augenblicke“ im Leben. Wir haben als Kinder nicht verstanden, was die-ses Aschekreuz genau und für die Theologen und Priester bedeutet.

Wir wussten nichts davon, dass dieses Kreuz ein Zeichen der Buße und der Reinigung ist. Wir wussten nicht, dass dieses Kreuz die nun beginnende Fastenzeit, die bis Ostern geht, einleitet.

Was ich aber begriff, was sich meinem ganzen Körper einprägte und was mir bis heute in Erinnerung geblieben ist, das ist die Ruhe und der Frieden, der über dieser Szene lag. Dieses unbegreifbare Gesegnet-werden, das mit diesem einfachen Aschekreuz einhergin-gen.
Das ist Aschermittwoch für mich: ein Gefühl von Ruhe, von Frieden und Gesegnet-sein.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5470
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