SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Buongiorno, Jassas und Merhaba, denn mindestens jeder Zehnte von Ihnen ist Ausländer oder Ausländerin. Ich sage Ausländer, weil ich den Ausdruck „Bürger mit Migrationshintergrund“ so sperrig wie bürokratisch finde. Noch lieber spreche ich eigentlich von Russlanddeutschen, deutschen Türken, oder griechischen Deutschen. Denn so viele von unseren im Ausland geborenen Mitbürgern sind schon so lange bei uns, dass sie weder das eine noch das andere mehr ganz sein können.
Rund 300 000 Menschen die in der Türkei geboren sind wohnen zum Beispiel in Baden-Württemberg. 230 000 sind aus dem ehemaligen Jugoslawien, 160 000 aus Italien, 70 000 aus Griechenland und 60 000 aus der ehemaligen Sowjetunion. Und was hat all diese Menschen dazu gebracht ihre Heimat zu verlassen? Allen voran die Suche nach Arbeit. In den 60er Jahren, den Jahren des Wirtschaftswunders haben wir sie angeworben und viele sind geblieben. Der Krieg ist, Gott sei’s geklagt, der zweite Motor vieler Völkerwanderungen zu allen Zeiten. Durch den Krieg kamen in den Neunziger Jahren rund 200 000 Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien allein nach Baden-Württemberg. Wie muss das sein, Heimat, Haus, Familie und Freunde zu verlassen und in die Fremde zu gehen? Wie muss sich das anfühlen? Wer je Ausländer war oder fremd in einem Land, und wenn auch nur kurz, der weiß wie gut es tut, wenn einem die Menschen dort freundlich begegnen und wie weh es tut, wenn nicht. Darum bewundere ich die Menschen, die den Mut und die Kraft aufgebracht haben, ihre Heimat zu verlassen. Und ich danke ihnen.
Ich danke ihnen für ihre Arbeit, die sie für uns und mit uns geleistet haben. Und ich danke ihnen für ihre Mühe, ihre Offenheit und Toleranz, wenn sie es geschafft haben, sich bei uns zu integrieren ohne ihre Wurzeln zu verlieren. Denn das bereichert uns alle. Grazie, tüschekürederim und efcharisto poli!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5453
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