SWR3 Gedanken

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„Es sind nur Du, ich und Gott“, sagte Yavouz, der türkische Masseur.
Ich hatte ihn nach seiner speziellen Massagetechnik gefragt, bei der ich irgendwie gespürt hatte, dass da mehr passierte als nur die Lockerung von Muskeln. Yavouz glaubt, dass er im Dreieck Patient , Physiotherapeut und Gott nur das Verbindungsstück ist. Der Kanal durch den das fließt, was heilt. Das war nicht immer so. Er habe an so Zeug auch nicht geglaubt. Aber seit sie ihm im Touch-Research-Institute in Miami wissenschaftlich nachgewiesen haben, dass er besondere Kräfte hat, seit dem glaubt er das auch. Das Institut für Berührungsforschung in Miami ist einmalig in der Welt. Es untersucht die heilenden Kräfte der Berührung, allen voran die der Massage. Es wurde zum Beispiel herausgefunden, dass Frühchen, also zu früh geborene Babys schneller wachsen und an Gewicht zunehmen, wenn sie regelmäßig gestreichelt werden. Es wurde nachgewiesen, dass Massagen Depressionen lindern und Schmerzen verringern. Es ist ja auch kein Wunder, denn jeder weiß wie gut Berührungen tun, an Leib und Seele. Wenn man Zahnweh hat fasst man sich instinktiv mit der Hand an die Backe. Oder wenn man jemandem Trost spenden will umarmt man ihn oder sie. Als Wunder gelten die Heilungen Jesu. Wo immer in der Bibel von Heilungen die Rede ist, hat Jesus den Menschen die Hände aufgelegt. Eine sichtbare und spürbare Verbindung hergestellt. Eine Verbindung von Leib und Seele, durch die dann Befreiung, Erlösung, Heilung strömen konnte. Nun begegnet mir Jesus leider nicht direkt und ich selbst habe so weit ich weiß auch keine heilenden Kräfte. Aber die Erfahrungen mit meinem türkischen Masseur und die Berichte der Bibel haben mich an zwei ganz wesentliche Dinge erinnert: Dass sich viel mehr zwischen Himmel und Erde abspielt als wir sehen können. Und – wozu ich Hände habe. Hände, die Verbindungen herstellen können, versöhnen, massieren, streicheln oder trösten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5451
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