SWR2 Wort zum Tag

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13FEB2009
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Regeln

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Jürgen Klopp, der strahlende Sonnyboy, kann als Trainer von Borussia Dortmund auch ganz andere Züge zeigen. So wie im letzten Jahr, als er einen Schiedsrichter nach dem Spiel übel beschimpfte. 12000 Euro Strafe waren die Quittung.
Beim Fußball gehen die Emotionen hoch, und das sollen sie im Grunde ja auch, sonst würde die ganze Angelegenheit keinen Spaß machen. Wer schon einmal erlebt hat, wie das ist, wenn im Stadion in der letzten Minute ein Tor fällt und es ist nicht klar, war das Abseits oder nicht, der weiß, wovon ich rede. Aber Jürgen Klopp muss sich an die Regeln halten, und die sagen nun mal, dass man als Trainer einen Schiri nicht Hinz und Kunz nennen darf.
Wenn es um Gefühle geht, dann braucht man Regeln, sonst gibt es Mord und Totschlag. Auch das haben wir ja leider schon in Stadien erlebt. Den Spruch: „Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht“ finde ich deshalb nur sehr begrenzt witzig und eher bedrohlich. Natürlich werde ich bei einer Fehlentscheidung auch ärgerlich, aber das gibt mir noch lange nicht das Recht, einen anderen Menschen zu verletzen oder sein Hab und Gut zu beschädigen - noch nicht einmal im Scherz. Ich merke: wenn es um große Gefühle geht, dann sind die Regeln doppelt wichtig - das ist schon der tiefe Sinn der 10 Gebote. Wir brauchen sie, denn nur im schützenden Rahmen der Regeln können sich Gefühle richtig entfalten. So, dass andere nicht verletzt werden. In Sachen Fußball heißt das: Du musst den Schiedsrichter achten und darfst ihn nicht durch Beleidigungen verletzen, selbst dann nicht, wenn du findest, dass er gerade den größten Blödsinn entschieden hat.
Jürgen Klopp kann zu Hause auf dem Sofa seiner Frau erzählen, wie er den Schiri findet - auf dem Platz muss er seine Grenzen kennen. Schließlich: Wenn es keine Regeln gäbe, dann wäre selbst ein so wunderbares Spiel wie Fußball völlig witzlos und langweilig. Das gilt übrigens auch für alle anderen großen Spiele im Leben, sogar für die Liebe. Sie brauchen Regeln, damit sie spannend bleiben und nicht aus dem Ruder laufen.
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