Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ich rede mit Jugendlichen, die sich auf ihre Firmung vorbereiten, über den Glauben und frage sie: „Was ist schwerer im Leben, weil du an Gott und Kirche glaubst?“ Ihre spontane Antwort: „Akzeptanz zu finden“. Und die jungen Leute hatten gleich eine Reihe von Beispielen zur Hand, wie sich das bemerkbar macht: Auf jeder Party kommt es zu Diskussionen, teils auch Angriffen, wenn sie zu ihrem Glauben stehen. Und dann sollen sie für alles gerade stehen: Für Kreuzzüge und Hexenverbrennung, Zölibat und Empfängnisverhütung, Waffensegnung und Geldgeschäfte des Vatikans.
Ich frage die Jugendlichen: „Was hilft denn in einer solchen Situation?“ Und auch hier haben die Firmlinge Antworten parat: „Es hilft, wenn ich nicht alleine bin. Und wenn ich mehr über den Glauben weiß, dann kann ich besser argumentieren.“
Beide Antworten sind naheliegend. Bin ich nicht der Einzige, dann fällt es leichter, mit Kritik umzugehen. Mit dem Wissen ist es nicht so eindeutig. Natürlich kann man mit guten Argumenten manchen Einwand entkräften. Aber viele Einwände bestehen auch zu recht. Und häufig geht es in solchen Gesprächen gar nicht um Wissensfragen. Hinter den vordergründigen Anfragen an Gott, Kirche und Glauben verbirgt sich die eigentliche Frage: Wie kannst Du bei all dem Ballast überhaupt glauben? Warum verlierst du nicht das Vertrauen?
Diese Fragen sind nicht neu. Schon die ersten Christen mussten sich damit herumschlagen. Die Bibel sagt aber nicht: Sammle Argumente und Beweise und widerlege deine Gegner. Der Petrusbrief zum Beispiel rät: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ Ein Christ muss nicht die ganze Kirchengeschichte in Schutz nehmen. Er soll sagen können, worauf er seine Hoffnung stützt. Zum Beispiel die Hoffnung, dass Gott mir im Alltag beisteht, oder die Hoffnung, dass er für die da ist, die offensichtlich zu kurz kommen. Da geht es auch um Wissen, noch mehr aber um die Frage: Wie erfahre ich Gott, und wie kann ich diese Erfahrung mit anderen Christen teilen. Hoffnungen und Erfahrungen, die man mit anderen gemeinsam hat, das sind starke Argumente für den Glauben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5411
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