SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Charts am Wochenende – ich bin immer wieder überrascht, wie viele Plätze ein Lied innerhalb einer Woche zurückfallen kann. Gestern noch auf Platz eins, reicht es heute nicht mal mehr unter die ersten zwanzig.

Dass wir einer Melodie überdrüssig werden, einen Rhythmus plötzlich stumpf und einen Text belanglos finden, geht manchmal ganz schön schnell. Kaum ein Hit hält sich länger als vier Wochen auf den ersten drei Plätzen.

Was braucht es eigentlich, damit uns ein Lied länger begleitet? Was unterscheidet einen echten Langzeithit von einer Eintagsfliege?

Neulich habe ich eine Frau besucht, die im Sterben lag. Sie war nicht mehr ansprechbar. Ihre Gesichtszüge waren unbewegt, und sie atmete nur noch ganz flach. Irgendwann fing ich an ein Kirchenlied zu singen: die güldne Sonne voll Freud und Wonne - das fiel mir ein, weil die Sonne so hell in’s Zimmer schien. Und plötzlich sehe ich, wie sich die Lippen der Frau bewegen, und ganz ganz leise höre ich sie mitsingen. Die sterbende Frau singt mit mir jenes alte Lied vom Licht und von der Freude unter Gottes Himmel zu sein.

Seither höre ich auch Popsongs anders – ich überlege, ob ich sie in Krisensituationen noch mitsingen würde, ob sie an das Lied von der „güldnen Sonne“ von Paul Gerhardt heranreichen. Tatsächlich gibt es einige Lieder, die mir schon viele Jahre lieb sind. ‚Let it be’ von den Beatles ist so ein Lied, oder Cat Stevens ‚morning has broken’, und eigentlich auch U2 s Van Diemens land.
Welche Lieder werden Sie begleiten? Durch dieses Jahr, durch Krisen, durch’s Leben?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5391
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