SWR3 Gedanken

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Wie lange können Sie auf einem Bein stehen?
Vermutlich länger als ich jetzt rede, aber spätestens nach ein paar Minuten wird’s doch mindestens ungemütlich. Und wozu sollten Sie auch solange auf einem Bein stehen? Wir haben schließlich zwei, die sind zum beidseitigen Draufstehen gedacht.

Und wenn wir nicht nur stehen, sondern auch noch vorwärts kommen wollen, müssen wir unser Gewicht rechtzeitig verlagern. Also ein Bein aufsetzen und dann das andere vom Gewicht befreien.

So macht uns der Körper vor, was uns auch zwischenmenschlich voranbringt. Wer stets nur auf seiner Meinung beharrt, bleibt mental sozusagen „auf einem Bein“ stehen, kommt nicht vorwärts und schon gar nicht beim anderen an.
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zum Lob Gottes“, schreibt der Apostel Paulus in einem seiner Briefe.

Wenn ich einen anderen Menschen annehme, ist das so, wie wenn ich von meinem Standbein heruntergehe und für einen Augenblick alles Gewicht auf den Standpunkt meines Gegenübers lege.
Einen anderen annehmen heißt dann: zuhören, sich zu Herzen gehen lassen, was den anderen eigentlich bewegt.

Versuchen Sie das mal. Und sie werden merken: Sie bewegen sich dabei. Etwas verändert sich. Sie haben sich auf einen anderen Standpunkt gestellt, und damit verändert sich auch Ihre Haltung zu Ihrer vorigen Position. Und Sie haben unmerklich einen Schritt vorwärts gemacht, auf den andern zu.

So kann man Kopf, Herz und Beine gebrauchen wie sie eigentlich gedacht sind. zum Lob Gottes.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5386
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