SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Manchmal versteh ich nur noch Bahnhof, wenn sich meine Neuntklässler in der Pause unterhalten. Kein Wunder, Jugendsprache ist eine Wissenschaft für sich. Da gibt es zum Beispiel den „MoF“ – M O F. Übersetzt heißt das „Mensch ohne Freunde“, also Einzelgängertypen. Die Jugendsprache unterscheidet dabei verschiedene Arten: den Computer-MoF zum Beispiel. Oder den Stink-MoF, den Streber-MoF und den Angeber-MoF. Alles Gründe, unbeliebt zu sein.
Laut neuester Forschungsergebnisse haben MoFs doppelt Pech: sie sind nicht nur alleine, sondern auch öfter krank als andere Menschen. Amerikanische Forscher haben ein Experiment gemacht: sie haben gesunden Menschen ein Erkältungsvirus verabreicht. Die Menschen mit einem guten sozialen Netzwerk haben sich deutlich weniger infiziert als Einzelgänger.
Die Forscher vermuten, dass der so genannte Wohlfühlfaktor ausschlaggebend ist für das Testergebnis. Dieser Faktor beeinflusst gezielt den Hormonhaushalt. Und dieser dann das Immunsystem. Das Ergebnis der Studie heißt vereinfacht also: Gute Freunde sind gut für die Gesundheit.
Ich finde, es ist gar nicht so leicht, gute Freunde zu finden. Und MoFs können da auch ein Lied von singen. Freundschaften fliegen mir eben nicht einfach zu. Ich muss etwas dafür tun und ich muss sie pflegen. Das heißt: nicht nur regelmäßig Zeit haben für meine Freunde, sondern auch ehrlich sein, Respekt vor ihren Macken und Meinungen haben, zuverlässig und hilfsbereit sein.
Das kostet manchmal einige Mühe. Aber es lohnt sich. Nicht nur wegen der Gesundheit, sondern weil ich bei einem guten Freund einfach so sein kann, wie ich wirklich bin.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5356
weiterlesen...