SWR3 Gedanken

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Amtseinführung von Barack Obama in Washington. Am Abend steigt die wohl größte Party der US-Geschichte. Auf den Straßen, in den Kneipen und Luxushotels wird getanzt, gegessen und gefeiert. Wer dabei sein will, muss allerdings entweder Freunde oder Verwandte in Washington haben, oder tief in die Tasche greifen. Hotelzimmer sind Mangelware und kosten Unsummen.
Der 60jährige Multimillionär Earl Stafford hat das wohl geahnt. Bereits in der Wahlnacht, also Anfang November, hatte er im Luxushotel Mariott angerufen. Dabei hat er sämtliche 300 Zimmer und Suiten für die drei Tage um die Amtseinführung angemietet. Kostenpunkt: eine Million Dollar. Das Erstaunliche aber: Stafford hat das Hotel nicht etwa für sich und seinen Freundeskreis angemietet. Er hat Menschen eingeladen, die in ihrem Leben bisher eher Pech hatten: Opfer der Finanzkrise, unheilbar Kranke, Obdachlose, Kriegsversehrte.
Eine weitere Million gibt Stafford für Essen und Trinken aus. Wer will, bekommt zusätzlich Abendgarderobe ausgeliehen und einen Haarschnitt vom Promifriseur. Stafford macht keinen großen Wirbel um die Aktion. Er sagt: „Ich stamme aus kleinen Verhältnissen und weiß, was Not bedeutet. Dies ist mein Dankeschön für ein Leben voller Glück.“
Man könnte sicher streiten, ob zwei Millionen Dollar nicht nachhaltiger angelegt werden könnten. Aber Stafford handelt, wie es Jesus einmal empfohlen hat, als er bei einem reichen Juden eingeladen war. Da sagt Jesus nämlich: „Wenn du ein Essen gibst, dann lade nicht Verwandte oder reiche Nachbarn ein. Nein, lade Arme, Behinderte und Kranke ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht zurückgeben.“
Ich finde, es muss ja nicht gleich eine Zwei-Millionen-Dollar-Party sein. Aber ein Auge, ein Ohr oder eine Hand für die Benachteiligten zu haben, das gehört für mich als Christ einfach dazu.

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