SWR2 Wort zum Tag

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Was tun mit den Träumen, die das Leben einem nimmt? Wenn es anders kommt, als erträumt. Soll man die Träume hinter sich lassen, als Spreu des Lebens, die sich vom Weizen trennen muss? Aber sind manche Träume nicht zu wertvoll zum wegwerfen: Von unseren beruflichen und privaten. Und wie viele politische Träume einer besseren Welt haben wir platzen sehen. Was tun mit den Träumen, die das Leben nimmt?
Ich glaube, es ist wichtig, sie zu unterscheiden und einzuordnen ins Leben. Auch Träume sind ja von unterschiedlicher Qualität.
Da gibt es welche, da ist es gut, wenn man sie verabschiedet hat. Und wenn es noch nicht passiert ist, wird es Zeit. Weil es falsche Träume waren. Die einen verführt haben, verkehrte Wege zu gehen. Wege, die für andere richtig gewesen wären, aber nicht für einen selber. Oder Träume, die unreif und unmenschlich waren. Bei solchen Träumen gilt: verabschieden.
Eine zweite Art, mit verlorenen Träumen umzugehen, ist sie zu verwandeln. Mancher Traum war jung und zu idealistisch. Gut wenn sie gereift sind. Der Musiker z. B: Er hat einmal von der großen Karriere geträumt, aber dann gespürt, dass der Konzertbetrieb ihn verbiegen würde. Er hat seinen Traum verwandelt: Verdient sein Geld als Musikpädagoge und daneben hat er ein sehr schönes Orchesterprojekt. Er hat seinen Traum nicht aufgegeben, er lebt ihn anders, erwachsen und gereift.
Und an eine dritte Art von Träumen, denke ich. Wenn die einem genommen werden, das ist am schwersten. Ich denke z. B. an Martin Luther King: „I have a dream,“ hat er gepredigt und Hunderttausende haben den Traum von einem gerechten besseren Leben mit ihm geteilt. Und dann ist er ihnen mit Gewalt genommen worden. Aus der Traum, schien es. Aber in Wahrheit war es anders. Ihr Traum wurde vererbt. An die Generationen danach. Und heute haben viele Menschen das Gefühl, mit dem Amerika Barack Obamas wird Kings Traum doch noch wirklich.
Mit vielen Träumen und Hoffnungen der Bibel ist das ähnlich. Sie werden vererbt. Immer wieder. Der Traum Jesu, dass Menschen nicht unter Krankheit gebeugt werden. Dass die Unten nicht ewig unten bleiben. Die Kraft der vererbten Träume ist wichtig. Und immer wieder wird ein Stück von ihnen wahr. Wenn Menschen frei werden oder Unrecht wird überwunden. Oder Feinde entdecken, dass es auch anders geht. Vererben, verwandeln, manche auch verabschieden. So kann man mit seinen Träumen umgehen:
Nur: Eines bitte nicht: Unter den unerfüllten Träumen des Lebens zynisch werden und gar nicht mehr träumen.

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