Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Gegen ihn war der Rattenfänger von Hameln ein Waisenknabe. Johannes Bosco, italienischer Bauernsohn, Ordensgründer und vor allem: Seelsorger für Jugendliche. Sie sammelte er, wie einst der Rattenfänger. Heute, am 31. Januar, denken katholische Christen an den italienischen Heiligen Johannes Bosco.
Johannes Bosco gehört ins 19. Jahrhundert. In die Zeit der industriellen Revolution und großer Erfindungen. Aber auch in ein Jahrhundert voller Armut und Ausbeutung.
Schon mit der Geburt erlebt Bosco das. Seine Eltern: arme Bauern. Der Vater stirbt früh, die Mutter muss allein drei Söhne durchbringen. Johannes will Priester werden. Im 19. Jahrhundert kein Zuckerschlecken. Bosco muss für die Priesterausbildung Geld verdienen und lernt daher einige handwerkliche Berufe. Als Priester geht er dann zu den Menschen, die die Schattenseiten der Industrialisierung kennen: Verwahrlosung, Armut, Kriminalität. Johannes Bosco setzt sich vor allem für Jugendliche ein. In Turin, wo Bosco arbeitet, leben Tausende von ihnen auf der Straße. Der Handwerker und Priester gründet eine Jugendhilfe, baut das »Oratorium«, ein offenes Haus für junge Menschen. Hier können Jugendliche leben, spielen, lernen, den Glauben miteinander teilen.
Johannes Bosco ist das nicht genug. Er baut Lehrwerkstätten und Schulen, er vermittelt Ausbildungsplätze an Jugendliche, holt sie so von der Straße. Doch Don Bosco, wie er nur genannt wird, ist kein bloßer Sozialarbeiter. Er lebt und handelt aus seinem Glauben heraus. Gott, so glaubt der Bauernsohn, ist in Menschen zu finden, wartet in Jugendlichen darauf, entdeckt zu werden. Das heißt: Glauben ist etwas für Menschen jeden Alters. Und noch etwas macht Johannes Bosco gerade heute deutlich: Glaube entfaltet sich auf der Straße, bei anderen Menschen, führt mitten hinein in die Welt. Er ist mehr als nur ein schönes Ritual in der Kirche, mehr als etwas für das private Seelenheil, mehr als ein gutes Gefühl am Sonntagmorgen. Glauben verändert Welt, setzt sich für andere ein, ist ein Haus für alle, die nach einer Heimat suchen. Auch das unterscheidet Don Bosco von einem bloßen Rattenfänger. Johannes Bosco geht auf Menschen zu, weil ihn sein Glaube dazu herausfordert.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5331
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