Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Kirche hat noch keinen heilig gesprochen, obwohl jeder einen hat – einen Vater. Allerdings ist es kein Wunder, dass sich zumindest die Katholische Kirche mit ihnen schwer tut. Priester dürfen keine Väter sein und in der Bibel müssen vorbildliche Väter mit der Lupe gesucht werden.
Klar, da gibt’s Josef, den berühmten Vater Jesu. Aber: Er ist nur der Ziehvater, spielt nur eine Nebenrolle. Steht immer am Rand. Dass er mit Jesus spielt, ihn gar in den Arm nimmt oder wickelt: Fehlanzeige. Und viele biblische Texte erzählen von Gott als einem Vater. Allerdings ein sehr widersprüchlicher Typ. Auf der einen Seite vergleicht ihn Jesus mit einem Vater, der seinem verlorenen Sohn hinterher trauert. Und der eine riesige Party gibt, als dieser Sohn wieder auftaucht. Auf der anderen Seite aber gibt’s aber auch klare Ansagen von diesem Vatergott, die in unseren Ohren hart und ungerecht klingen.
Die Kirche tut sich schwer mit den Vätern. Kein Wunder auch, weil wir heute ja so viele verschiedene Väter kennen. Da gibt’s den klassischen Ernährer, der sich um das wirtschaftliche Wohl der Familie kümmert. Er sorgt fürs Geld, seine Frau nimmt ihm die Familienarbeit ab. Da gibt’s aber auch den Vater, der zu Hause bleibt, wo die Frau das Geld verdient. Und es gibt die Väter, die beides machen, die Familie und Beruf unter einen Hut kriegen wollen oder müssen.
So viele Väterbilder – welches ist richtig? Wie soll ein Vater heute sein? Hinter diesen Fragen steckt auch eine alte religiöse Frage. Nämlich: Wie kann Leben gelingen? Gelingt es für Väter nur, wenn sie das Geld nach Hause bringen? Gelingt es für Väter, wenn sie Familie und Beruf im Blick haben, sich für beides einsetzen? Ich glaube, dass in der Diskussion um neue Väter eins häufig zu wenig beachtet wird. Dass gelingendes Leben mehr ist, als im Beruf anerkannt zu sein und viel Geld zu verdienen. Und dass auch gesellschaftlich anerkannt werden muss, wenn Männer sich für ihre Familien engagieren.
Hier kann übrigens auch Kirche was für Väter tun. Indem sie ganz praktisch in ihren Kindergärten die Öffnungszeiten auf Familien, also auf Kinder, Mütter und Väter ausrichtet. Indem sich Kirche als Arbeitgeberin auch für die Belange der Vätern einsetzt. Indem sie ein Klima schafft, in dem es selbstverständlich ist, dass auch Väter beim kranken Kind bleiben können. Und indem sie so deutlich macht: Leben ist mehr als Erwerbsarbeit, mehr als Geld verdienen. Auch das Leben von Vätern.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5329
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