SWR2 Wort zum Tag

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Mit dem Herzen arbeiten

Heute vor hundert Jahren wurde Helder Camara geboren, ein Mann, der sich unermüdlich und auf vielfältige Weise für die Menschen in Brasilien und für die Kirche in Lateinamerika eingesetzt hat. 1931wurde er mit 22 Jahren zum Priester geweiht, von 1964 bis 1985 war er Erzbischof von Recife. In dieser Zeit organisierte er Hilfen für Arbeiterinnen, Wohnungen für Menschen in Elendsvierteln, und verschiedene Bildungsangebote. Er warb in Europa und in der Kirche für die Anliegen der so genannten „Dritten Welt“ und war maßgeblich daran beteiligt, die brasilianischen und lateinamerikanischen Bischöfe zu Konferenzen zusammenzubringen, um die Probleme ihres Kontinentes zu erörtern.
Doch hinter diesem engagierten Priester und Bischof ist ein tief spiritueller Mensch zu erkennen. Er schöpfte Kraft für sein Leben aus der Feier der Eucharistie und ließ sich mitten in der Nacht wecken, um zu meditieren.
Bei einer dieser Meditationen macht er sich Gedanken darüber, dass die Menschen nach immer mehr Kommunikation suchen. Und Helder Camara fragt: „Wo bleiben die Erfinder? Wir brauchen dringend Erfindungen, die zu Stille verhelfen, sie schützen, sie retten.“
So sehr mich das Engagement von Helder Camara beeindruckt, die Spiritualität dahinter, die Verbindung zwischen beidem finde ich noch anregender. Ich weiß, dass beides zusammengehört, dass meine Arbeit mir sicher besser von der Hand ginge, wenn ich auch mehr Stille und Gebet hätte. So scheint mir die folgende Meditation Helder Camaras direkt für mich geschrieben zu sein:
„Du bleibst armselig, solange du nicht entdeckt hast, dass man nicht mit offenen Augen am Besten sieht.
Du bleibst recht naiv, solange du nicht weißt, dass man mit verschlossenen Lippen ein Schweigen erzielen kann, viel reicher als ein Schwall von Worten.
Du bleibst solange recht ungeschickt, als du nicht einsiehst, dass man mit gefalteten Händen weit mehr bewirken kann als mit tätigen Händen, die – ohne es zu wollen – oftmals verletzen.“
Normalerweise würde ich mich gegen solche Worte sperren, weil ich das Gefühl hätte, da will mich jemand zu frommer Untätigkeit zwingen. Von Helder Camara kann ich so etwas ganz gut annehmen. Wenn ich viel tue und mich engagieren will für Menschen, gerade dann ist es wichtig, auch zu beten und zu schweigen und auf die Kraft zu bauen, die daraus erwachsen kann. Für Helder Camara bedeutet das: Egal was ich tue, „immer mit dem Herzen arbeiten und mit ganzem Herzen.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5309
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