Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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In Japan ist Tod durch Überarbeitung keine seltene Todesursache. Der Druck am Arbeitsplatz verleidet aber auch hierzulande vielen Menschen die Freude an der Arbeit. Die Bibel erinnert an die Würde menschlicher Arbeit.
Der Beruf war sein Leben. Und sein Tod. Der Japaner Kenichi Uchino war nur 30 Jahre alt, als er vor dem Tor seiner Firma tot zusammen brach. Diagnose: Herzversagen wegen Überarbeitung. Denn Uchino war ein fleißiger Arbeiter. In vielen Arbeitsgruppen seines Betriebs war er über die reguläre Arbeitszeit hinaus engagiert. Drei bis vier Überstunden leistete er fast täglich - unbezahlt. In der Freizeit jedoch fühlte sich der Familienvater zunehmend erschöpft. Für seine Frau und die beiden Kinder hatte er kaum noch Zeit und auch immer weniger Energie. Sein früher Tod war tragisch – und doch nur einer von vielen in Japan. Manches an diesem Fall mag wegen der typisch japanischen Mentalität nicht auf unsere Verhältnisse übertragbar sein. Doch auch bei uns nimmt der Druck am Arbeitsplatz zu. Immer weniger Menschen müssen immer mehr leisten. Manche versuchen daher, ständig Höchstleistung zu bringen. Aber trotzdem werden sie das Gefühl nicht los, ihr Arbeitspensum nicht zu schaffen. Mit Bauchschmerzen denkt da mancher schon beim Wachwerden an das, was am Tag auf ihn zukommt. Eigentlich ist das schade, denn Arbeit kann nicht nur Mühe, sondern auch glücklich und zufrieden machen. Arbeit kann eben sowohl Fluch als auch Segen bedeuten. Schon Menschen früherer Zeiten hatten dafür ein feines Gespür. In der Bibel zum Beispiel wird einerseits davon geredet, dass Menschen ihr Brot im Schweiße des Angesichtes verdienen müssen. Sklavenarbeit war schließlich damals gang und gäbe. Aber in der Bibel steht auch, dass das nicht der Sinn menschlicher Arbeit sein kann. Denn für die Bibel ist der Mensch ein Ebenbild Gottes. Und deswegen soll auch seine Arbeit dem schöpferischen Handeln Gottes entsprechen. Und dieses Handeln vollendete sich am siebten Tag, und das war ausgerechnet der Tag, an dem Gott ruhte. Würde man das ernst nehmen, dürfte kein Mensch mehr durch Arbeit krank werden oder sich gar für andere tot schuften.
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