SWR3 Gedanken

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„Die Christen müssten mir erlöster aussehen ..., wenn ich an ihren Erlöser glauben soll.“ Der berühmte Satz des Philosophen Friedrich Nietzsche hat es auch mehr als hundert Jahre nach seinem Tod noch mächtig in sich. Unsere Religion garantiert zwar keinen immerwährenden Spaß. Aber sie ist auch mehr als ein Glaube, der nur Ge- und Verbote kennt im verbissenen Kampf gegen die ewige Verdammnis. Ein verbiesterter Gesichtsausdruck ist jedenfalls nicht unbedingt das, was einen Christen ausmachen sollte. Schon vor 500 Jahren wehrte sich der Reformator Martin Luther zu Recht gegen einen angsterfüllten Glauben, der ihn Tag für Tag aufs Neue herunterzog, ängstigte und frustrierte. Ein Zerrbild dessen, was Jesus von Nazareth einmal gepredigt und vorgelebt hatte. Verschwunden ist es leider bis heute noch nicht. Darum hat die Kampagne, die britische Freidenker zur Zeit auf hunderten Bussen in London spazieren fahren, ja durchaus ihren Reiz. „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Also hör auf dir Sorgen zu machen und genieße dein Leben“, ist da in fröhlichen rosa Lettern zu lesen. Das Leben, das ich kenne, ist aber leider nicht immer nur der reine Genuss. Da gibt’s auch längere Durststrecken und weniger rosarote Zeiten. Genau die sind es aber, in denen mich mein Glaube trägt. Schnelle Antworten finde ich dort auch nicht. Aber bei allem Grübeln doch die Gewissheit, dass da noch jemand Größeres ist als ich, der mich auch in solchen Durststrecken nicht allein lässt.
Mein Spruch auf dem Bus müsste deshalb heißen: „Es gibt (wahrscheinlich) einen Gott. Also hör auf dir Sorgen zu machen und genieße dein Leben.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5279
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