SWR2 Wort zum Tag

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„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht ...“
Wenn man nicht weiß, was vor einem liegt, kann das manchmal wirklich zum Fürchten sein. Zum Fürchten ist bisweilen aber auch das, was man kennt oder wovon man schon weiß, dass es auf einen zukommt. Mit einem nicht mehr so oft gebrauchten Wort könnte man dieses Gefühl noch besser ausdrücken: Es macht einen verzagt. Dieses Wort kann man richtig spüren, finde ich. Wenn man sich verzagt fühlt, dann ist man kraftlos. Es fühlt sich an, als sei man in sich gekrümmt, kaum kann man den Blick heben, die hochgezogenen Schultern wieder senken, sich aufrichten. So fühlt sich das an, was hier „Geist der Furcht“ genannt wird: Man ist verzagt.

Paulus schreibt das an Timotheus: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit!“ (2. Tim.1,7). Paulus hat so einen verzagten Menschen vor Augen. Was kann er ihm sagen, was für ihn tun? Paulus dröhnt hier nicht schulterklopfend: „Nun reiß dich mal zusammen“ oder „Es wird schon nicht so schlimm werden“. Sondern er tröstet ihn. Trösten heißt: Er nimmt wahr, wie es Timotheus geht. Und er erinnert er den Verzagten an die Kraft, die in ihm wohnt und derer er sich wieder neu bewusst werden soll. Denn wenn man verzagt ist vergisst man leicht, was man eigentlich kann und weiß, und was einem Zuversicht gibt.

Timotheus soll sich nicht fürchten vor den Widerständen und vor den schwierigen Aufgaben, die vor ihm liegen, sondern er soll erneut die Kraft spüren, die ihn im wohnt. Paulus ermutigt ihn: Denk doch daran, mit welcher Kraft und Zuversicht schon deine Großmutter und Mutter den Glauben an Christus weiter getragen haben. Diese Gabe Gottes liegt auch in dir. Ich habe sie an dir schon erlebt. Ich bin sicher, sie ist noch da. Sie wird dich wieder erfüllen, wenn du ihr Raum gibst in dir. Bei diesen Worten hört man heraus, wie Paulus am liebsten bei ihm sein und ihn berühren möchte. Er schreibt: Ich lege dir die Hände auf und helfe dir, die Gabe Gottes, die in dir ist, wieder aufzuwecken. Paulus stärkt ihm den Rücken. Er hilft ihm, sich aus der Verzagtheit wieder aufzurichten, gibt ihm von seiner Kraft weiter.

Sich-Erinnern und Sich-Begleiten-Lassen sind Heilmittel gegen das Verzagtsein. Ich will sie mehren in den kraftvollen Zeiten und wissen: Meine Kraft ist auch getragen und umgeben von anderen, die mir gut tun und den Rücken stärken.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5253
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