SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu!“ (Pred. 9,10) Ein guter Satz am Jahresanfang, wenn alle Pläne und Vorhaben noch ganz frisch sind. Ein guter Satz auch dann, wenn sich alles schon wieder eingespurt hat in die täglichen Aufgaben und Herausforderungen: „Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu!“

Manches fällt einem ja wirklich geradezu vor die Füße oder in die Hände: Eine von allen ungeliebte Aufgabe am Arbeitsplatz zum Beispiel, die immer liegen bleibt und die dann irgendwann alles blockiert. Wer macht’s? Wer die schlechtesten Nerven hat? Oder wer die Kraft hat, den Berg des Aufgeschobenen endlich anzugehen? Und dabei vielleicht Mitstreiterinnen und Mitstreiter findet, wenn der Bann gebrochen ist und endlich jemand angefangen hat, das zu tun, was nötig ist. Gut, wo es solche Menschen gibt, die mit ihrer Kraft das dann anpacken. Als sei es selbstverständlich tun sie, was zu tun ist. Das hat etwas Befreiendes und vertreibt das Kraftlose und Lähmende, das einen angesichts von Problemen und Aufgaben, die wie ein Berg vor einem stehen, besetzen kann.

„Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu!“ Zupackend und konsequent handeln, nicht zögern und zaudern. Die Begründung dafür folgt im nächsten Satz: „Denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.“ Wenn du tot bist, ist es zu spät, sagt der kluge Prediger Salomo. Jetzt ist die Zeit. Jetzt ist uns Lebenszeit geschenkt, die wir mit unserer Kraft gestalten und ausfüllen sollen. Diese Lebenszeit ist zugleich aber nichts Absolutes und nichts, dessen wir uns rühmen können. Wir Menschen sind endlich und begrenzt. Wir werden irgendwann kraftlos werden und sterben, unser Tun und Denken wird ein Ende haben und das, was wir wissen und können auch.

Ich finde diesen Gedanken nicht beängstigend oder einschüchternd, ich finde ihn tröstlich: Das Leben ist ein Geschenk, und auch die Kraft und Vitalität, die wir haben. Aber es ist auch gut zu wissen, dass das, was wir tun und sagen, was wir planen und verwirklichen, was wir auf den Weg bringen oder auch verhindern mit unserer Kraft, dass das nicht das Ende ist. Wir haben nicht das letzte Wort. Wir tun nicht den letzten Handgriff.

Das ist tröstlich. Weil es daran erinnert: Was wir sind und wer wir sind, ist in Gott geborgen. Da kommen wir her, mit all unserer Kraft zum Leben, und in Gott sind und bleiben wir. Deshalb: „Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu!“
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