Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der Spieler hat den Ball und stürmt Richtung gegnerisches Tor. Dann wird es brenzlig. Gegenspieler kommen immer näher und versuchen, den Sololauf zu stoppen. Und ich sitze vor dem Fernseher und schreie: „Abgeben, abgeben, Mensch, gib doch ab!“ Und ganz oft passiert genau das, was ich mir gedacht habe: der Ball geht verloren, die Chance ist vertan. Ob Handball, Basketball oder Fußball, es ist überall dasselbe.
Wer’s alleine versucht, hat meistens Pech. Mannschaftsspiele haben ihren Namen zu Recht und „Abgeben“ gehört zu einem erfolgreichen Spiel eben dazu. Nicht nur beim Handball, sondern auch im Leben. Ist doch gut, wenn ich andere einbeziehen kann oder erst meinen Teil erledige, aber es dann auch gut sein lasse und an andere abgebe. Aber manchmal schaffe ich es nicht, loszulassen, will das Spiel selbst bestimmen, aus Sorge, dass andere es nicht so gut machen wie ich. So versuche ich mit den Herausforderungen allein fertig zu werden. Allein aus eigener Kraft. Bis ich irgendwann merke:
Es wird zuviel. Da spüre ich auch: Ich muss meine Strategie überdenken.
Abgeben - zusammenspielen. Das gilt nicht nur auf dem Platz und auf dem Spielfeld des Lebens, von Mensch zu Mensch. Ich glaube, dass gilt auch im Zusammenspiel von Gott und Mensch. Abgeben, Mensch, gib doch ab. Das ist wie eine moderne Übertragung des alten Psalmverses:
„Wirf deine Sorgen auf den Herrn, er hält dich aufrecht“ (Psalm 55,23). Ich stelle mir vor, Gott steht manchmal auf dem Spielfeld des Lebens und ruft mir zu: Abgeben, Mensch, gib doch ab! Für deine Sorgen habe ich ein offenes Ohr. Und da, wo du müde bist und keinen Mut mehr hast zum Weitergehen, da bin ich für dich da. Wenn ich dann wieder Kraft geschöpft habe, kann ich den Ball ja wieder übernehmen. Immerhin müssen andere ja auch mal abgeben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5226
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