SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ein Gutes Neues Jahr, wünsche ich Ihnen.-
„Nichts ist unmöglich.“ Es ist nur wenige Jahre her, da wurde dieser Werbespruch geprägt. Man mag es kaum noch glauben. Der ungebrochene Optimismus dieses Spruchs scheint an diesem Jahreswechsel weit weg. Eher spürt man das Gegenteil. Sorgen, die sich ausbreiten wie eine ansteckende Krankheit. Jetzt scheint nur noch unmöglich, die Krise aufzuhalten, die der Welt Sorgen macht.
Die evangelische Kirche hat ein Leitwort für dieses Jahr ausgewählt, das könnte helfen gegen die Ausbreitung von Sorgen. Es wischt Ängste nicht weg. Aber es könnte unsere Widerstandskraft stärken. Wie eine Medizin, die das Immunsystem aktiviert. Das Leitwort ist ein Satz Jesu:
„Was bei den Menschen unmöglich ist, bei Gott ist es möglich,“ sagt er.
Jesus weist darauf hin, es gibt mehr als nur unsere Selbstheilungskräfte in Krisen. Allerdings hat dieser Hinweis einen Preis. Ich muss zuerst akzeptieren, meine Möglichkeiten sind begrenzt. Vieles ist Menschen unmöglich.
Aber wenn ich das akzeptiere, das kann heilsam sein. Wenn ich mich mit meinen Grenzen und meinem Unvermögen Gott anvertraue, seiner Weite und seinen Möglichkeiten. Aus diesem Vertrauen können neue Möglichkeiten
kommen.
Ich denke dabei nicht nur an wirtschaftliche Krisen und Sorgen. Auch an persönliche. Wenn Niederlagen schwerer wiegen als Erfolge. Wenn nicht mehr so viele Wege offen stehen wie früher. Was bei den Menschen unmöglich ist, bei Gott ist es möglich.
Jesus redet unsere Krisen nicht klein oder gar weg. Aber er öffnet die Welt für Gott und bei Gott und mit Gott ist vieles möglich. Auch wenn eigene Kräfte an ihre Grenzen kommen, Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig,
sagt Paulus einmal. Es gibt Möglichkeiten, vielleicht aber andere, als ich sie bisher im Blick hatte.
Vielleicht könnte uns die Krise mit ihren Sorgen neue Möglichkeiten zeigen.
ZB. Wie begüterte und arme Menschen in unserer Gesellschaft besser miteinander leben ?
Jesus hat diese Frage bei seinem Wort klar im Blick. Und hofft, dass sein Wort als Medizin wirkt. Manchmal schmeckt Medizin bitter, die wirken soll. Das war auch zu biblischen Zeiten so: Jesus diagnostiziert, dass seine Gesellschaft krank ist. Tief gespalten. In Wohlhabende und Bedürftige. Reichtum und Armut reißen Gräben auf.
Und die Habenden wollen nicht einmal sehen, dass etwas krank ist. Schon gar nicht, dass es an ihnen kranken könnte. 'Wir sind doch die Leistungsträger. Wir sind gesund. Wir sind die Stützen der Gesellschaft.'
Jesus hält dagegen: 'Spürt Ihr nicht: Wer seinen Reichtum ängstlich verteidigt, krankt an sich. So ist kein erfülltes Leben möglich, für Euch selbst nicht und nicht für die Ärmeren. Wer nur an seine Lebensmöglichkeiten denkt, kann 'bei Gott' nicht glücklich werden, nicht selig.“ Ich fürchte, diese Diagnose Jesu gilt auch heute.
Wie kann jemand oder gar eine Gesellschaft gesund werden, die sich so in „arm-reich-Gegensätzen“ eingelebt hat?
Der erste Schritt ist wohl, die Diagnose zu akzeptieren: Dieser Graben zwischen arm und reich ist krank.
Der zweite Schritt ist der ernste Wunsch, gesund werden zu wollen. Jesus meint, das ist unmöglich durch pure Selbstheilung. Das Lebenskonzept „Ich muss viel haben, um jemand zu sein“ reicht tiefer als ein Schnupfen. Jesus meint, man muss verwandelt werden, neu erfunden. Freier vom haben müssen. Freigiebig. Weitherzig.
Was bei den Menschen unmöglich ist, bei Gott ist es möglich.
Auch die Verwandlung von Menschen. Ich hoffe das für das Neue Jahr. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5191
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