SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Mit großzügigen Menschen zusammen zu sein tut gut. Sie knausern und geizen nicht sondern sie schöpfen aus dem Vollen. In ihrer Nähe scheint das Leben üppiger zu fließen, was kleinlich und eng ist, wird weggeschwemmt. Großzügig kann man in vielerlei Hinsicht sein: man kann großzügige Geschenke machen, man kann sein Haus großzügig für andere Menschen öffnen, man kann andere für ihre Arbeit großzügig entlohnen oder man kann seine Kenntnisse oder seine Zeit großzügig zur Verfügung stellen.
Wer großzügig ist, muss etwas zu geben haben. Kann sich das überhaupt jeder leisten? Oder ist Großzügigkeit nur etwas für Menschen, die so viel haben, dass sie sich das Schenken leisten können?
Es gibt im Neuen Testament dazu eine wunderbare Geschichte.
Jesus ist im Tempel und beobachtet die Menschen, die am Opferstock vorbeigehen. Manche legen viel hinein. Es sind reiche Leute, die einen Teil ihres Reichtums Gott zurückgeben möchten, ganz wie es der Auffassung eines frommen Juden entsprach. Dann kommt eine Frau, die nur zwei Heller hineinlegt. Fast muss sie sich schämen, so wenig ist es. Sie ist ärmlich gekleidet und kommt allein. Eine Witwe – in der damaligen sozialen Ordnung gehörte sie zu den Ärmsten. Und Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle anderen. Sie haben aus ihrem Überfluss gegeben, diese aber hat aus ihrem Mangel heraus all ihr Gut eingelegt, das sie hatte. „(Lk 21,1-4)
Jesus misst mit dem Maßstab des Herzens. Und es ist ein radikaler Maßstab, den er anlegt. Alles sollen wir geben, nicht nur einen Teil. Das ist wahre Großzügigkeit. Aber was bleibt dann für mich selbst übrig, wenn ich alles gebe? Ist das nicht verrückt und leichtsinnig? Widerspricht es nicht aller Vernunft?
Die Großzügigkeit der Witwe kommt paradoxerweise aus ihrem Mangel, aus ihrer Armut. Sie hat nicht etwas gegeben sondern sich selbst – das ist das Gut, das sie geben konnte. In diesem Akt verwandelte sich ihre Armut in Reichtum. Denn dieses Geschenk ist das Kostbarste, das wir machen können: uns selbst zu verschenken an andere Menschen und an Gott. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5185
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