SWR2 Wort zum Tag

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Sich etwas zutrauen, das man vorher noch nie getan hat – das setzt Mut, Risikobereitschaft und Selbstvertrauen voraus. Hat es auch mit Glauben zu tun? Im Neuen Testament gibt es eine Geschichte, in der es genau darum geht: Schritte ins Ungewisse zu wagen.
Jesus war mit seinen Jüngern über den See Genezaret in eine entlegene Gegend gefahren. Eigentlich wollten sie allein sein, doch es kam ganz anders, weil die Menschen seine Nähe suchten und ihn unbedingt hören wollten. Als es Abend wird, hat keiner ans Essen gedacht. Und die Jünger erleben dann das Wunder, dass Jesus all diese Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen satt macht. Gleich darauf fordert er sie auf, mit dem Boot voraus fahren, während er die Menschen nach Hause schicken will. Wegen des Gegenwindes kommen die Jünger nicht recht vorwärts. Die Wellen werden höher, das Boot schwankt gefährlich auf dem Wasser. Als es schon dunkel ist und man kann fast nichts mehr erkennen kann, sehen die Jünger eine Gestalt übers Wasser kommen. Sie vermuten ein Gespenst und die Jünger erschrecken und schreien vor Angst. Da spricht sie die nächtliche Gestalt an: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ Es ist Jesus, der ihnen übers Wasser entgegen kommt. Petrus kann es nicht glauben. „Herr, wenn du es bist, so befiel, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.“ Da erwidert ihm Jesus: „Komm“ und Petrus steigt aus dem Boot und geht über das Wasser auf Jesus zu.
Was will diese Geschichte zum Ausdruck bringen? Ich meine, hier wird in eindrucksvollen Bildern erzählt, wozu uns das Vertrauen zu Jesus befähigen kann: Es ist wie übers Wasser zu gehen, wo man normalerweise untergehen muss. Da ist es doch besser, im Boot der Gewohnheiten und Befürchtungen sitzen zu bleiben. Petrus hingegen hat sich wenigstens für ein paar Schritte aus dem Boot gewagt. Und er macht die unglaubliche Erfahrung, dass das Wasser ihn trägt. Für wenige Momente wächst er über sich hinaus – das ist das Wunder, von dem diese Geschichte erzählt. Dass es uns möglich ist, Dinge zu tun, die wir nie für möglich gehalten hätten – weil da einer ist, der uns ruft: “Komm“.
Es ist nicht das eigene Selbstvertrauen, sondern das Vertrauen zu Jesus, das in Petrus diesen unglaublichen Mut freisetzt. Weil er die Begegnung wagt, wird er frei von seinen Ängsten. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5183
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