Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Prosit Neujahr, das kann man heute, am zweiten Tag vom neuen Jahr, sicherlich noch wünschen. Prosit oder einfach nur prost heißt übersetzt, es möge nützen. Es möge nützen das neue Jahr 2009. Bei den Prognosen für dieses Jahr klingt das fast schon wie ein frommer Wunsch. Denn alle rechnen ja mit einer größeren Wirtschaftskrise, die Arbeitslosenzahlen sollen wieder steigen, der Staat wieder mehr Schulden machen und es kann sogar passieren, dass es ein Minuswachstum gibt, zu deutsch: Unsere Wirtschaft wird vielleicht schrumpfen. Wie soll da das Jahr 2009 ein nützliches Jahr werden?
Ich denke, gerade deswegen kann dieses Jahr nützlich sein für uns. Denn Krisen können zum Nachdenken, zur Besinnung führen. Persönliche Lebenskrisen können einen Menschen dazu bringen, dass er sein Leben total umkrempelt. Er ganz neue Akzente setzt und sich von alten Zielen verabschiedet. Wäre ja eine Chance für unsere Gesellschaft, die Wirtschaftskrise zum Nachdenken zu nutzen. Vielleicht ist das erwartete Minuswachstum ja ein heilsamer Zwang, einige als selbstverständlich geltende Ziele zu hinterfragen.
In den katholischen Gottesdiensten wird im Jahr 2009 in erster Linie aus dem Markusevangelium vorgelesen. Der erste Satz, den Jesus dort spricht, lautet: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Umkehren, neue Ziele setzen. Ziele, die – wenn es nach Jesus geht - mit dem Reich Gottes verträglich sind. Das aber geht nicht ohne Gerechtigkeit. Die Güter dieser Erde müssen gerecht verteilt werden, sowohl weltweit als auch innerhalb eines Landes. Das wär doch was für das Jahr 2009. Alle Leitsätze der Wirtschaft, wie z.B. Hauptsache die Aktienkurse steigen, die Dividenden stimmen und die Wachstumsrate ist hoch, werden daran gemessen, ob sie der Gerechtigkeit dienen. Ich bin mir sicher, dann würde es nützen das Jahr 2009. Nicht trotz, sondern wegen der Wirtschaftskrise.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5141
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